Klin Monbl Augenheilkd 2017; 234(08): 1003-1009
DOI: 10.1055/s-0042-120540
Klinische Studie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erfassung der Versorgungsqualität von Glaukompatienten im Großraum Hamburg

Quality of Glaucoma Care in the Greater Hamburg Area
S. Waibel
1   Augenklinik, Universitätsklinikum Dresden
,
C. Gesser
2   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
M. Klemm
2   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
› Author Affiliations
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Publication History

eingereicht 05 May 2016

akzeptiert 27 October 2016

Publication Date:
23 January 2017 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Daten über die Qualität der Versorgung und die Lebensqualität von Glaukompatienten existieren bisher nicht in ausreichendem Maße. In der vorliegenden prospektiven Studie sollte erfasst werden, inwiefern eine den Leitlinien der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) entsprechende, adäquate Versorgung von Glaukompatienten im Großraum Hamburg gegeben ist.

Patienten und Methoden Bei 196 Patienten wurde während der stationären Tensionsanalyse ein interviewergeführter Fragebogen ausgefüllt. Dieser sollte die Qualität der Versorgung untersuchen, indem er die in den Leitlinien der DOG empfohlenen Untersuchungen und deren Häufigkeit abfragte. Die entsprechenden Ergebnisse bei der Auswertung des Fragebogens wurden in Bezug gesetzt zur Schwere des Glaukoms sowie zur vorliegenden Glaukomform.

Ergebnisse Im Mittel suchten die Patienten ihren ambulanten Augenarzt 5,1-mal pro Jahr auf. Der Großteil der Patienten berichtete, dass sie quartalsmäßig ihren Augenarzt aufsuchten. Bei 92 % der Patienten wurde bei jedem ambulanten Arztbesuch eine Tensiomessung durchgeführt. Die Hälfte der Patienten gab an, dass der Augeninnendruck im ambulanten Bereich wiederholt zu verschiedenen Tageszeiten gemessen wurde. Durchschnittlich wurde 0,9-mal pro Jahr eine Perimetrie in der Augenklinik durchgeführt, dagegen 1,4-mal im ambulanten Bereich. Weitere Maßnahmen zur Glaukomdiagnostik wurden 0,8-mal pro Jahr in der Augenklinik bzw. 0,4-mal beim niedergelassenen Augenarzt durchgeführt. Für den Großteil der Patienten entstanden keine Kosten für die ambulante Glaukomdiagnostik. Nur bei 4 % der Patienten lagen diese jährlich über 100 €.

Schlussfolgerungen Für die Mehrheit der Glaukompatienten im Großraum Hamburg ist eine den Leitlinien der DOG entsprechende, adäquate Versorgung durch regelmäßige Verlaufskontrollen gegeben. Bei fast allen Patienten wurden die Tensiokontrollen und perimetrischen Untersuchungen wie empfohlen durchgeführt. Dagegen erfolgte bei einem Fünftel der Patienten keine regelmäßige apparative Beurteilung des Sehnervs und der Nervenfaserschicht. Den Termin für die nächste Kontrolle bekamen die Patienten zumeist gleich genannt. Damit war eine engmaschige Verlaufskontrolle gut realisierbar, welche für die Mehrzahl der Patienten mit keinen oder geringen privaten Zusatzzahlungen verbunden war.

Abstract

Background There is insufficient data on the quality of health services and health-related quality of life of patients with glaucoma. The purpose of this study was to investigate the extent to which the health services for glaucoma patients in the Greater Hamburg area conform to the guidelines set by the German Ophthalmological Society (DOG).

Materials and Methods 196 glaucoma patients were offered an interview-administered questionnaire during their inpatient diurnal IOP measurement. The quality of glaucoma care and examinations recommended by the DOG were analysed. The results of the questionnaire were correlated with glaucoma severity, according to the stage of visual field defects. The correlation to the type of glaucoma was also analysed.

Results The frequency of visits to the ophthalmologist was 5.1 per year. Most patients reported quarterly medical consultations. The majority of patients reported short waiting periods, because appointments were made in advance. In 92 % of cases, an intraocular pressure measurement was performed with each medical consultation. Half of the patients stated that their intraocular pressure had been measured at different times of the day. The visual field was tested a mean of 0.9 times per year at the ophthalmology clinic, but 1.4 times per year in the outpatient area. Further measures for glaucoma diagnostic testing were carried out 0.8 times per year at the ophthalmology clinic, and 0.4 times per year in the outpatient area. For the majority of patients, there were no additional costs for outpatient glaucoma diagnostic testing. Only 4 % of patients had to pay more than 100 € per year for these services.

Conclusions For the majority of glaucoma patients in the Greater Hamburg area, the glaucoma health services conform to the guidelines set by the German Ophthalmological Society. Intraocular pressure measurements were performed on almost all patients at the regular check-ups and visual fields were examined as recommended. However, for about one-fifth of the patients, regular procedures for optic nerve analysis do not take place. The date of the next appointment was arranged immediately, allowing close follow-up, with little or no additional costs for the majority of patients.