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DOI: 10.1055/s-0042-123161
Unklare Bewusstseinsstörungen
Publication History
Publication Date:
27 March 2017 (online)
Bewusstseinsstörungen kommen in der neurologischen Notfall- und Intensivmedizin häufig vor und erfordern eine schnelle Diagnostik und zielgerichtete Therapie, da sonst irreversible Schäden des zentralen Nervensystems drohen. Beides ist im Rettungsdienst nur eingeschränkt möglich und reduziert sich auf die wesentlichen Maßnahmen.
Die Diagnostik (und die daraus abgeleitete Therapie) bewusstloser Patienten sind im Rettungsdienst nur eingeschränkt möglich, deshalb sollte so rasch wie möglich der Transport in eine geeignete Klinik erfolgen.
Erstuntersuchung bewusstloser Patienten
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körperliche Untersuchung
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mit Kontrolle von Atemwegen, Atmung und Kreislauf
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ggf. Reanimation
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Anamnese
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neurologische Untersuchung (insbesondere Glasgow Coma Scale)
Differenzialdiagnosen
Schlaganfall
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bei Verdacht möglichst rasch Kliniktransport („Time is Brain“)
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mögliche Ursachen:
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Hirninfarkt
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intrazerebrale Blutung/Subarachnoidalblutung
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Präklinisch kann nicht zwischen Infarkt und Blutung unterschieden werden!
Schädel-Hirn-Trauma
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Verdachtsdiagnose eines Schädel-Hirn-Traumas als Ursache einer Bewusstseinsstörung gewöhnlich aus der Auffindesituation des Patienten ersichtlich
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traumaangepasstes Management
Meningitis und Enzephalitis
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Leitsymptome der bakteriellen Meningitis:
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schwerer Kopfschmerz
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Fieber
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Meningismus
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bei Verdacht möglichst rasch Kliniktransport
Epileptischer Anfall, Status epilepticus
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generalisierter tonisch-klonischer Anfall:
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keine medikamentöse Therapie erforderlich
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wichtigste Differenzialdiagnose: Synkope
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Status epilepticus (Grand-Mal-Status):
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lebensbedrohlich
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medikamentöse Intervention im Rettungsdienst: Benzodiazepin (Lorazepam)
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Metabolische Enzephalopathien
Entscheidend ist die Bestimmung der richtigen Laborparameter, die außer bei Hypoglykämie erst innerklinisch erfolgen kann.
Die wichtigsten Differenzialdiagnosen:
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Blutzuckerentgleisung
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Blutzuckerbestimmung bei allen komatösen Patienten!
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hepatische Enzephalopathie
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Niereninsuffizienz
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Elektrolytstörung
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Sepsis
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Literatur
- 1 Monsieurs KG, Nolan JP, Bossaert LL. et al. ERC Guidelines 2015 Writing Group. Kurzdarstellung. Kapitel 1 der Leitlinien zur Reanimation 2015 des European Resuscitation Council. Notfall Rettungsmed 2015; 18: 655-747
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