Fortschr Neurol Psychiatr 2017; 85(02): 72-73
DOI: 10.1055/s-0042-123493
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Multiple Sklerose: Weniger Kontrastmittelablagerungen im Gehirn

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Publikationsdatum:
24. Februar 2017 (online)

Aus wissenschaftlichen Studien der vergangenen Jahre wissen wir, dass sich gadoliniumhaltige Kontrastmittel, die regelmäßig bei MRT-Untersuchungen eingesetzt werden, dauerhaft in bestimmten Regionen des Gehirns ablagern können. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass dadurch gesundheitliche Beeinträchtigungen verursacht werden. Dennoch haben die Erkenntnisse über Gadoliniumablagerungen in den Kerngebieten des Groß- und Kleinhirns zu Verunsicherungen bei Patienten und Ärzten geführt. Davon sind besonders Patienten mit Multipler Sklerose (MS) betroffen. Die Erkrankung manifestiert sich häufig bereits im jungen Erwachsenenalter. Bei vielen Patienten wird im Lauf des Lebens eine relativ hohe Zahl kontrastmittelgestützter MRT-Untersuchungen durchgeführt. Trotz der besonderen Relevanz von Gadoliniumablagerungen für MS-Patienten gab es bislang kaum Studien zu diesem Thema.

Ein Forscherteam um Privatdozent Dr. Michael Scheel und Prof. Dr. Friedemann Paul am Exzellenzcluster NeuroCure der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat nun den Einsatz von zwei unterschiedlichen Arten häufig genutzter MRT-Kontrastmittel untersucht. Übereinstimmend mit Ergebnissen vorangegangener Untersuchungen konnte nun auch für MS-Patienten gezeigt werden, dass die wiederholte Anwendung eines bestimmten, linearen Kontrastmitteltyps zur Ablagerung in einem Kerngebiet des Kleinhirns führt. „Bei Patienten, die einen anderen MRT-Kontrastmitteltyp, sogenannte makrozyklische Kontrastmittel, erhalten haben, konnten wir keine Hinweise für eine Ablagerung im Gehirn feststellen“, erklärt Privatdozent Dr. Scheel. „In Anbetracht der aktuellen Datenlage haben Kontrastmittel eines bestimmten Typs mit einer linearen Molekülstruktur ein deutlich höheres Ablagerungsrisiko. Kontrastmittel mit einer ringförmigen, makrozyklischen Struktur scheinen diesen Effekt nicht oder deutlich weniger zu zeigen“, so die Wissenschaftler. Sie empfehlen für die Zukunft, dass Neurologen und Radiologen, die MS-Patienten betreuen, die aktuellen Studienergebnisse im Zuge von kontrastmittelgestützten MRT-Untersuchungen berücksichtigen.

Nach einer Mitteilung der Charité – Universitätsmedizin Berlin