Spontanregression eines lokal fortgeschrittenen Mundhöhlenkarzinoms

Einleitung Die spontane Tumorregression ist ein seltenes Phänomen in der Medizin. Sie wird definiert als das komplette oder teilweise Verschwinden eines bösartigen Tumors ohne Behandlung bzw. mit Behandlung, für die es bislang keinen Wirksamkeitsnachweis gibt (Everson & Cole, 1956).

Case Report Bei einer Patientin mit einem klinisch lokal fortgeschrittenen Mundhöhlenkarzinom der ventralen Zunge und des Mundbodens ließ sich histologisch ein Plattenepithelkarzinom sichern. Das Staging ergab das klinische TNM-Stadium cT4a cN2b cM0. Zum Zeitpunkt der Biopsie lag eine Superinfektion des Tumors vor. Zudem zeigte sich nach PEG-Anlage eine lokale Peritonitis. Die laborchemisch erhöhten Infektparameter zeigten sich unter i.v.-Antibiose rückläufig.

Nach Falldiskussion im Tumorboard und Beratung der Patientin wurde 4 Wochen nach histologischer Sicherung nach entsprechender Aufklärung eine subtotale Glossektomie mit segmentaler Mandibulektomie, MRND rechts und SND Level I-IV links, Tracheotomie sowie die Defektdeckung mittels chimärem Skapulatransplantat von rechts durchgeführt. Intraoperativ zeigte sich der Tumor klinisch bereits deutlich regredient bei dennoch tief indurierter Zunge. In der histopathologischen Untersuchung der Resektate ließen sich keine vitalen Tumorzellen nachweisen. Es wurde lediglich ein vernarbender und entzündlich-reaktiver Prozess beschrieben. Die Lymphknoten waren tumorfrei (pN0 (0/83)).

Diskussion Die Mechanismen der spontanen Tumorregression sind bislang nicht bekannt. Als mögliche Faktoren werden u.a. immunreaktive Vorgänge diskutiert. In dem von uns beschriebenen Fall könnte sowohl die inital nachgewiesene Infektion als auch die durch die PEG-Anlage deutliche Besserung des EZ und AZ eine Rolle in der Spontanregression des Tumors gespielt haben.

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Article published online:
24 May 2022