Komplexe Outcome-Messung nach Cochlea-Implantation: Betrachtung geschlechtsspezifischer Unterschiede

Einleitung Aus früheren Arbeiten ist bekannt, dass sich eine Cochlea Implantat (CI)-Versorgung, neben einer Verbesserung des Sprachverständnisses, komplex auf psychosoziale Bereiche auswirkt. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es geschlechtsspezifische Unterschiede im psychosozialen Kontext nach CI-Versorgung aufzuzeigen.

Methoden 27 männliche (67±12.2 Jahre) und 33 weibliche (65,6±11.28 Jahre) CI-Kandidaten mit beidseitiger Taubheit oder asymmetrischem Hörverlust wurden präoperativ und 1 Jahr nach CI-Operation untersucht. Das Sprachverstehen wurde anhand des Freiburger Einsilbertests (FE) gemessen. Die Tinnitusbelastung, hörbezogene Lebensqualität und psychische Komorbiditäten wurden mittels validierter Fragebögen (TF, NCIQ, ADS-L, PSQ, GAD-7) der Charité Test Batterie erhoben.

Ergebnisse Bei beiden Geschlechtern kam es neben einer signifikanten Verbesserung des Einsilberverstehens (FE: p<0.0001), zu einer signifikanten Besserung der Tinnitusbelastung (TF;♂p=0.0035;♀p=0.0044), der hörbezogenen Lebensqualität (NCIQ;♂p=0.0000;♀p=0.0001) und der Depressivität (ADS-L;♂p=0.0093;♀p=0.0119). Die Stressbelastung (PSQ;♂p=0.0164;♀0.0677) nahm nur bei Männern signifikant ab. Postoperativ wiesen Männer höhere Werte der hörbezogenen Lebensqualität (NCIQ; p=0.0027) und, Frauen im Vergleich zu Männern, höhere Werte für die Tinnitusbelastung (TF; p=0.0006), die Depressivität (ADS-L; p=0.0282), die Stressbelastung (PSQ; p=0.0001) und die Ängstlichkeit (GAD-7; p=0.0008) auf. 

Diskussion Komplexe und geschlechtsspezifische Outcome-Messungen ermöglichen einen Patienten-spezifischen Rehabilitationsprozess. 

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
24. Mai 2022