Aktuelle Ernährungsmedizin 2022; 47(03): 252
DOI: 10.1055/s-0042-1748276
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Das Netzwerk ESSENzPSYCHE: Gemeinsam die Möglichkeiten von Menschen mit psychischen Erkrankungen maximieren, einen gesunden Lebensstil zu führen

A. Mueller-Stierlin
1   Universität Ulm, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg, Deutschland
,
J. Breilmann
1   Universität Ulm, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg, Deutschland
,
S. Kuhn
1   Universität Ulm, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg, Deutschland
,
A. Schulz
2   Praxis für Ernährungstherapie, Hamburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen haben eine geringere Lebenserwartung, was in erster Linie auf somatische Komorbiditäten zurückzuführen ist. Eine wichtige Rolle spielen hierbei ungünstige Lebensstilfaktoren. Die Prävention und Behandlung körperlicher Erkrankungen wird in der psychiatrischen Gesundheitsversorgung bislang jedoch vernachlässigt.

Betroffene sowie Vertreter*innen verschiedener Berufsgruppen (Ernährungsfachkräfte, Psychiater*innen, Psycholog*innen, …) aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben vor diesem Hintergrund im Jahr 2021 das ESSENzPSYCHE-Netzwerk gegründet. Geleitet von Recovery- und Empowerment-Ansätzen möchten wir gemeinsam Interventionen entwickeln und implementieren, welche zu einer ganzheitlichen Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen beitragen können, aber auch die Selbstfürsorge der Betroffenen fördern können.

Die Aktivitäten des Netzwerks werden entsprechend des "Theory of Change" (ToC) Ansatzes geplant und durchgeführt. In sogenannten ToC-Workshops wird eine „Theory of Change“ entwickelt, welche beschreibt, wie das Netzwerk durch eine logische Abfolge von Zwischenergebnissen bestimmte Ergebnisse erzielen kann. Im ersten ToC-Workshop mit 14 Mitgliedern des Netzwerks wurde im November 2021 eine initiale ToC entwickelt, welche „die Maximierung der Möglichkeiten von Menschen mit psychischen Erkrankungen, einen gesunden Lebensstil zu führen“ anstrebt. Zentrale Themen waren bzgl. der Betroffenen die frühzeitige Information, der niedrigschwellige Zugang zu den Angeboten und die Stärkung des Durchhaltevermögens und bzgl. der Fachkräfte die Weiterbildung, die interprofessionelle Zusammenarbeit, und die Integration bzw. Anbindung der Angebote in bestehende Versorgungsstrukturen.

Die Erkenntnisse der initialen ToC werden nun in weiterführenden Forschungsarbeiten adressiert um evidenz-basierte Interventionen und Empfehlungen zu entwickeln. In weiteren ToC-Workshops wird die ToC dann unter Berücksichtigung dieser wissenschaftlichen Ergebnisse weiterentwickelt. Es ist davon auszugehen, dass durch diesen partizipativen Ansatz die Implementierung der Maßnahmen erleichtert wird. Zukünftig werden Lebensstilfaktoren und die körperliche Gesundheit von Menschen mit psychischen Erkrankungen dann in der Gesundheitsversorgung vermehrt adressiert, wie es auch schon längst in einschlägigen Behandlungsleitlinien (z. B. S3-Leitlinie zu psychosozialen Interventionen bei schweren psychischen Erkrankungen) empfohlen wird.



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Article published online:
14 June 2022

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