Z Geburtshilfe Neonatol 2022; 226(S 01): S13-S14
DOI: 10.1055/s-0042-1748604
Abstracts | DGPGM

100% HIV-Test in der Schwangerschaft – 2020 immer noch nicht erreicht

L Cravat
1   Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Bonn
2   Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Zentrum für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Bonn
,
M W Merz
2   Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Zentrum für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Bonn
,
K van Bremen
1   Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Bonn
3   Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Standort Köln-Bonn, Deutschland
,
K J Rockstroh
1   Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Bonn
3   Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Standort Köln-Bonn, Deutschland
,
J-C Wasmuth
1   Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Bonn
3   Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Standort Köln-Bonn, Deutschland
,
C Boesecke
1   Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Bonn
3   Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Standort Köln-Bonn, Deutschland
,
A Haberl
4   Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt Zentrum der Inneren Medizin, HIV-Center, Frankfurt am Main
,
C Schwarze-Zander
1   Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Bonn
3   Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Standort Köln-Bonn, Deutschland
,
B Strizek
2   Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Zentrum für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Bonn
› Author Affiliations
 

Einleitung Eine HIV-Transmissionsprophylaxe in der Schwangerschaft ermöglicht eine Reduktion der HIV-Mutter-Kind-Transmission auf < 1%. Dafür ist die Kenntnis des HIV-Status der Schwangeren unerlässlich. In Deutschland ist der HIV-Test in der Schwangerschaft als „opt-in“-Option Bestandteil der Mutterschaftsrichtlinien.

Ziel unserer Studie war es, die Umsetzung der in den Mutterschaftsrichtlinien vorgeschriebenen Dokumentation zur Beratung zum HIV-Test und dessen Durchführung an unserer Klinik zu untersuchen.

Material und Methodik Zwischen Juni bis Oktober 2020 wurden an der Universitätsfrauenklinik Bonn die Dokumentation zum HIV-Test in Mutterpässen überprüft und Schwangere mit Hilfe eines anonymen Fragebogens zum HIV-Test und ihrer Einstellung zum universellen Screening befragt.

Ergebnisse Von 401 analysierten Mutterpässen war in 11% die Dokumentation unvollständig: in 8% war keine Dokumentation zur Beratung oder Durchführung des HIV-Tests erfolgt, in 3% war nur die Beratung dokumentiert. Ob eine Durchführung in diesen Fällen trotzdem erfolgt war, wurde nicht erfasst.

In den Fragebögen (n=291) gaben 47% der Schwangeren an, dass keine Beratung erfolgt oder erinnerlich sei, was mit nicht-kaukasischer Herkunft assoziiert war (p=0.026).

90% der Frauen unterstützten grundsätzlich die Durchführung eines HIV-Testes in der Schwangerschaft, 9% waren unsicher, 1% lehnten diesen ab. 55% würden die Umstellung des aktuellen „opt-in“ zu einer „opt-out“-Screening-Strategie befürworten

Diskussion Die Dokumentation zur Beratung und Durchführung des HIV-Tests in der Schwangerschaft war in 11% der Mutterpässe unvollständig. Fast die Hälfte aller Befragten berichten, sich nicht an eine Beratung zum HIV-Test zu erinnern oder dass keine Beratung erfolgt sei. Die aktuelle Praxis des „Opt-In“-Screenings in Deutschland führt in unserem Kollektiv zu einer unzureichenden Dokumentation des HIV-Status in den Mutterpässen. Neue Strategien der Hebammen und Gynäkolog*innen müssen entwickelt werden, um eine universelle HIV-Testung und Dokumentation der Schwangeren zu erreichen und damit das Ziel der null HIV-Mutter-Kind-Transmission zu erreichen.



Publication History

Article published online:
11 May 2022

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