Z Gastroenterol 2022; 60(08): e642
DOI: 10.1055/s-0042-1755098
Abstracts | DGVS/DGAV
Klinische Praxis und Versorgungsforschung
Versorgungsforschung: Von COVID19 bis ambulante Versorgung
Freitag, 16. September 2022, 17:15 – 18:35, Saal 8

Appendizitis während der COVID-19 Pandemie – Ergebnisse einer multizentrischen Analyse in Deutschland

AG Willms
1   Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Koblenz, Deutschland
,
JF Lock
2   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Würzburg, Deutschland
,
W Thasler
3   Rot-Kreuz-Klinikum München, Abteilung für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Minimalinvasive Chirurgie, München, Deutschland
,
W Rost
4   Bundeswehkrankenhaus Hamburg, Klinik für Allgemein- Viszeral- und Thoraxchirurgie, Hamburg, Deutschland
,
KJ Oldhafer
5   Asklepios Klinik Barmbeck, Klinik für Leber-, Gallenwegs- und Pankreaschirurgie, Hamburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Die COVID-19-Pandemie hat die medizinische Versorgung weltweit verändert. Die Allgemein- und Viszeralchirurgie war bei elektiven Eingriffen betroffen, die Auswirkungen auf die Notfallchirurgie sind jedoch unklar.

Ziele: Die aktuelle Studie analysiert die Auswirkungen des COVID-19-Lockdowns im Frühjahr 2020 auf die Appendizitis-Behandlung in Deutschland.

Methodik Zur Teilnahme wurden Krankenhäuser eingeladen, die während des COVID-19-Lockdowns chirurgische Notfallversorgung leisteten. Analysiert wurden alle Patienten mit diagnostizierter Appendizitis während der Lockdown-Periode (10 Wochen). Als Vergleichsgruppe dienten Patienten aus dem gleichen Zeitraum im Jahr 2019. Klinische und laborchemische Parameter, intraoperative und pathologische Befunde sowie das postoperative Outcome wurden ausgewertet.

Ergebnis Insgesamt wurden 1915 Appendektomien aus 41 chirurgischen Abteilungen in Deutschland eingeschlossen. Im Vergleich zu 2019 ging die Zahl der Appendektomien während des ersten COVID-19-Lockdowns im Jahr 2020 um 13,5% (1.027 auf 888, p=0,003) zurück. Die Verzögerung zwischen Auftreten der Symptome und ärztlicher Konsultation war in der COVID-19-Risikogruppe und bei älteren Menschen signifikant länger (Verzögerung>48h: 28.3% vs. 46.4%, p= 0.004). Auch die komplizierte Appendizitis nahm signifikant zu (58,2% auf 64,4%; p=0,012) (Tabelle 1), während die Rate der negativen Appendektomien signifikant zurückging (6,7% auf 4,6%; p=0,012). Insgesamt blieben die postoperative Morbidität und Mortalität jedoch unverändert.

Schlussfolgerung Der COVID-19-Lockdown hatte erhebliche Auswirkungen auf die abdominale Notchirurgie in Deutschland. Diese scheinen auf eine strengere Selektion und eine längere Wartezeit zwischen Auftreten der Symptome und ärztlicher Beratung bei Risikopatienten zurückzuführen zu sein. Der Standard der notfallchirurgischen Versorgung in Deutschland wurde jedoch beibehalten.



Publication History

Article published online:
19 August 2022

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