Z Gastroenterol 2022; 60(08): e643
DOI: 10.1055/s-0042-1755100
Abstracts | DGVS/DGAV
Klinische Praxis und Versorgungsforschung
Versorgungsforschung: Von COVID19 bis ambulante Versorgung
Freitag, 16. September 2022, 17:15 – 18:35, Saal 8

Ein Multispezies Probiotikum zeigt einen positiven Effekt auf das intestinale Mikrobiom und reduziert Darmsymptome nach einer oralen Darmlavage zur Vorsorge-Koloskopie: randomisierte, doppelblinde, plazebokontrollierte Multicenterstudie (COLONIZE)

J Labenz
1   Diakonie Klinikum Jung-Stilling Krankenhaus, Medizinische Klinik I, Siegen, Deutschland
,
D-P Borkenstein
1   Diakonie Klinikum Jung-Stilling Krankenhaus, Medizinische Klinik I, Siegen, Deutschland
,
M Gross
2   Internistische Klinik Dr. Müller, München, Deutschland
,
FJ Heil
3   Praxis Dr. Heil, Andernach, Deutschland
,
A Horvath
4   Cbmed GmbH, Graz, Österreich
,
A Madisch
5   Centrum Gastroenterologie Bethanien, Frankfurt, Deutschland
,
H Schmidt
6   Praxis Dr. med. Harald Schmidt, Berlin, Deutschland
,
U Tappe
7   Gastropraxis an der St. Barbara Klinik, Hamm, Deutschland
,
B Terjung
8   GFO Kliniken Bonn, Bonn, Deutschland
,
V Stadlbauer-Köllner
4   Cbmed GmbH, Graz, Österreich
› Institutsangaben
 

Einleitung Zur Vorsorge-Koloskopie muss der Darm optimal vorbereitet sein, um das Risiko für Intervallkarzinome zu reduzieren. Hierzu bedarf es einer oralen Darmlavage. Diese beeinflusst das Darmmikrobiom erheblich und kann auch zu anhaltenden Darmbeschwerden führen.

Ziele Testung der Hypothese, dass eine Probiotika-Gabe im Anschluss an die Vorsorge-Koloskopie die Zusammensetzung des Darmmikrobioms günstig beeinflusst und die Häufigkeit von postinterventionellen Darmsymptomen reduziert.

Methoden In einer randomisierten, doppelblinden Multicenterstudie erhielten Personen, die sich zu einer Vorsorge-Koloskopie vorstellten, täglich über 30 Tage ein Multispezies-Probiotikum mit den Bakterienstämmen Bifidobacterium bifidum W23, Bifidobacterium lactis W51, Enterococcus faecium W54, Lactobacillus acidophilus W37, Lactobacillus rhamnosusWGG und Lactococcus lactis W19 oder Plazebo. Zur Definition des Mikrobioms wurde eine 16S rRNA-Sequenzierung von Stuhlproben aller Personen unmittelbar vor Darmlavage und 30 Tage nach der Koloskopie durchgeführt. Die Teilnehmer führten ein Stuhltagebuch, in welchem Beschwerden registriert sowie Stuhlbeschaffenheit und -frequenz erfasst und nach der Bristol Stool Scale (BSS) beurteilt wurden.

Ergebnisse 91 Patienten (mittleres und medianes Alter 60 J) wurden randomisiert, von denen 4 ausgeschlossen wurden (modifizierte ITT-Population: n=87, davon n=45 Verum und n=42 Plazebo). Compliance und Verträglichkeit waren in beiden Studienarmen sehr gut. Die genetische Sequenzierung des Darmmikrobioms ergab eine höhere absolute Veränderung der Alpha-Diversität des Darmmikrobioms in der Verumgruppe im Vergleich zu Placebo (Shannon-Index, p=0,036). Hinsichtlich Beta-Diversität waren keine signifikanten Shifts nachweisbar. Die Probiotika-Gabe führte zudem zu einer signifikant erhöhten Abundanz von E. faecium W54(p<0,05). Unter der Einnahme des Probiotikums traten weniger Tage mit Stuhl der BSS-Form 1 bzw. 2 als Hinweis auf einen verzögerten Transit auf (Median: 2 vs. 5 Tage, p=0,044). In der Verumgruppe traten weniger Tage mit gastrointestinalen Beschwerden und mit Blähungen auf (p=ns).

Schlussfolgerung Durch die Einnahme eines speziell formulierten Multispezies-Probiotikums über 30 Tage nach einer Darmlavage zur Vorsorge-Koloskopie lassen sich postinterventionelle Darmbeschwerden reduzieren und das Darmmikrobiom beeinflussen, indem u. a. die relative Abundanz des probiotischen Bakterienstammes E. faecium signifikant erhöht wird.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. August 2022

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