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DOI: 10.1055/s-0042-1755101
Versorgungsrealität Divertikelkrankheit: Herausfordernde Diagnosesicherung und hohe Relevanz von Probiotika
Einleitung Die Leitlinien zur Divertikelkrankheit lassen aufgrund fehlender Evidenzen viele Fragen offen. Dennoch müssen die Patienten in der hausärztlichen Praxis therapiert werden. Hierüber ist wenig bekannt.
Ziele Erfassung der Versorgungsrealität in der primärärztlichen Behandlung von Divertikelpatienten in Deutschland und Evaluation der Zufriedenheit der Ärzte mit bestehenden Therapieoptionen.
Methodik Deutschlandweite Fragebogenerhebung an 13.790 niedergelassene Allgemeinmediziner und hausärztlich tätigen Internisten.
Ergebnisse Insgesamt antworteten 526 Ärzte. Die größte Herausforderung bei der symptomatischen unkomplizierten Divertikelkrankheit (SUDD) sehen die Ärzte in der Abgrenzung zum Reizdarmsyndrom (22%). Trotz der Häufigkeit dieses Krankheitsbildes fühlen sich nur 6% der Befragten ausreichend darüber informiert. Die Unterstützung der Hausärzte durch Fachärzte ist gering: Bei einem SUDD- oder Divertikulitis-Befund erhalten sie von den Fachärzten manchmal einen akuten Therapieplan (27%), selten Empfehlungen zur Divertikulitis-Rezidivprophylaxe (11%), und fast nie Informationen zur Patientenaufklärung (3%).
Asymptomatischen Personen mit Divertikeln empfehlen die Ärzte diätetische Maßnahmen (41%), Lebensstilanpassungen (37%) und Probiotika (18%). Nach einer akuten Divertikulitis empfehlen 42% der Befragten Lebensstil- und Ernährungsmaßnahmen und 26% Probiotika. Bei der Behandlung von SUDD-Beschwerden wird ebenfalls vor allem auf Lebensstil- und Ernährungsempfehlungen (45%) sowie Probiotika (30%) gesetzt. Mit der Wirkung von Probiotika bei SUDD sind 62% der Ärzte zufrieden bis sehr zufrieden (s. Abb.) und 47% der Ärzte setzt sie bei einer SUDD häufig bis immer ein. Ca. 15% gaben an, noch keine Erfahrungen mit Probiotika bei der Divertikelkrankheit zu haben. Als Gründe wurden die fehlende Erstattungsfähigkeit (31%), eine geringe Therapieadhärenz (20%) und die Schwierigkeit, ein geeignetes evidenzbasiertes Probiotikum auszuwählen (16%), angegeben.
Schlussfolgerung Für die Hausärzte ist die korrekte Diagnosestellung einer SUDD bei fehlender fachärztlicher Unterstützung eine Herausforderung. Lebensstil- und Ernährungsempfehlungen sowie Probiotika werden bei der Divertikelkrankheit häufig eingesetzt, die Mehrheit der Ärzte ist mit den Therapieeffekten zufrieden.
Publication History
Article published online:
19 August 2022
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Georg Thieme Verlag
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