Osteologie 2022; 31(03): 212
DOI: 10.1055/s-0042-1755874
Abstracts
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Ein Chamäleon der Rheumatologie: Die CPPD-Arthritis und ihre Differenzialdiagnosen

Stefanie Hirsch
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Hannover
,
Thea Thiele
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Hannover
,
Torsten Witte
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Hannover
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Einleitung Kasuistik: Ein 78jähriger Patient wird mit seit mehreren Jahren bestehenden Gelenkschmerzen und intermittierenden Schwellungen stationär aufgenommen zu weiteren Diagnostik. Aufgrund der Schwellungen im Bereich der Handgelenke, Fuß- sowie Sprunggelenke wurde vor Jahren die Diagnose einer seronegativen rheumatoiden Arthritis gestellt, ein Therapieversuch mit Methotrexat führte zu keiner Besserung, so dass die Therapie im Verlauf beendet wurde. Weitere Immunsuppressiva wurden bisher nicht verordnet. Ebenfalls betroffen sind die Knie bds. und Schultern. Bei Auftreten von Gelenkschwellungen wurde vom Hausarzt stets kurzfristig Prednisolon verordnet. Ausgeprägte arthrotische Veränderungen sind bekannt. Es besteht eine Morgensteifigkeit von 30 Minuten. Vorbekannt sind eine Polyneuropathie, Art. Hypertonie und KHK.

Ergebnisse Heberden- und Bouchardarthrose bds., leichte Schwellung im Bereich der Handgelenke bds., schmerzhafte Innen- und Außenrotation der Hüfte bds., Schwellung der Knie bds. mit Krepitationen. Keine psoriasiformen Hautveränderungen, anamnestisch keine Psoriasis in der Familie. Labor: Milde Elevation des CRP (8,4 mg/l; Norm<5mg/l), normwertiges S-Kreatinin (98 µmol/l) bei eingeschränkter eGFR (63 ml/min). Rheumaserologie unauffällig, Harnsäure normwertig. Im Röntgen der Knie besteht eine Verkalkung der Menisken und Gelenkknorpel. Das Röntgen der Hände zeigt links und rechts erosive Veränderungen, Gelenkspaltverschmälerungen, und osteophytäre Anbauten, passend zu einer CPPD. SLAC-Wrist als Folge der CPPD-Erkrankung. Somit kann die Diagnose einer Kalziumpyrophosphat-Dihydrat (CPPD) Arthritis (Chondrokalzinose oder Pseudogicht) gestellt werden. Dem Patienten wurde im akuten Anfall Prednisolon und NSAR verordnet.

Diskussion Aufgrund des vielfältigen klinischen Bildes werden initial häufig andere Diagnosen gestellt. So kann die CPPD-Arthritis über Jahre asymptomatisch sein und zur Sekundärarthrose führen. Die anfallsartig auftretende CPPD-Arthritis kann mit einem Gichtanfall verwechselt werden, daher der Name „Pseudogicht“. Eine weitere häufige initial falsch gestellte Diagnose ist die der seronegativen rheumatoiden Arthritis aufgrund des typischen symmetrischen Befallsmuster der Gelenke mit Beteiligung der Handgelenke, MCP und Füße. Die CPPD-assoziierte Arthritis ist die dritthäufigste Ursache entzündlicher Arthritis und tritt bei 4-7% erwachsener Patienten>55 Jahre auf. Bei jungen Patienten sollte nach einer zugrundeliegenden Stoffwechselerkrankung gesucht werden. Die Diagnostik erfolgt entweder mittels Gelenkpunktion (kleine Kristalle in rhomboider Form und schwach doppelbrechend unter dem Polarisationsmikroskop), Ultraschall (hyperechogen-lineares Signal, parallel zur Knochenoberfläche) oder Röntgen (Verkalkungen im Knorpel). Die Behandlung erfolgt je nach klinischem Bild mit NSAR, Prednisolon oder auch Colchizin.

Keywords Kristallarthropathie, Gicht, seronegative rheumatoide Arthritis, CPPD-Arthritis

Korrespondenzadresse Stefanie Hirsch, Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover, Deutschland, E-Mail: hirsch.stefanie@mh-hannover.de



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Article published online:
08 September 2022

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