Suchttherapie 2022; 23(S 01): S5
DOI: 10.1055/s-0042-1755951
Abstracts
S02: Epidemiologie des Alkohol- und Drogenkonsums

Entwicklungen des jugendlichen Trinkverhaltens in Europa

J Loy
1   IFT Institut für Therapieforschung, München
,
N Seitz
1   IFT Institut für Therapieforschung, München
,
R Soellner
2   Universität Hildesheim, Hildesheim
,
J Törrönen
3   Stockholm University, Stockholm, Sweden
,
L Kraus
1   IFT Institut für Therapieforschung, München
› Author Affiliations
 

Einleitung Vor dem Hintergrund des rückläufigen Alkoholkonsums unter Jugendlichen in Europa wird eine eingehende Analyse des Trinkverhaltens von 15-16-Jährigen mit Schwerpunkt auf riskantem Konsum durchgeführt. Die zeitlichen Verläufe des Trinkverhaltens von Jugendlichem mit leichtem/moderatem und riskantem Konsum werden miteinander verglichen. Zudem werden Entwicklungen der Getränkewahl analysiert, zwischen Ländern verglichen und ihr Zusammenhang mit Indikatoren riskanten Konsums untersucht. Assoziationen zwischen Trinkmotiven und negativen alkoholbedingten Folgen werden zwischen Ländern mit hoher und niedriger Prävalenz des episodischen Rauschtrinkens (HED) verglichen.

Material und Methodik Die Daten zum Alkoholkonsum stammen aus sechs Wellen der ESPAD-Erhebung zwischen 1999 und 2019. Es wurden Simultane Quantile Regressionen, Multinomial fractional Regression Modelle mit anschließender Clusteranalyse und multinomiale logit-Regressionsmodelle angewandt. Für den dritten Teil der Fragestellung wurden Daten aus der Welle 2019 verwendet.

Ergebnisse Zwischen Ländern und Konsumgruppen ergaben sich heterogene Verläufe des Trinkverhaltens mit überwiegend divergierenden Entwicklungen zwischen moderaten und riskanten Trinkern. Die Entwicklung war unter riskanten Trinkern in den meisten Fällen problematischer. Auch die Getränkewahl variierte zwischen den Ländern und war mit unterschiedlichen Konsummustern in Bezug auf Trinkprävalenz, Alkoholmenge und HED-Prävalenz assoziiert. Es wurde keine klare geografische Verteilung der Cluster gefunden. Die Zusammenhänge zwischen Trinkmotiven und alkoholbedingten Problemen variierten je nach Problem, HED-Prävalenz und Geschlecht.

Zusammenfassung Der Rückgang des Alkoholkonsums bei Jugendlichen ist vielversprechend und von großer Bedeutung für die öffentliche Gesundheit. Gleichzeitig lassen differenzierte Analysen vermuten, dass speziell Subgruppen Jugendlicher, die ohnehin problematischeres Trinkverhalten zeigten, eine weniger günstige Entwicklung aufweisen. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass bevölkerungsbezogene Präventions- und Interventionsmaßnahmen in Kombination mit Ansätzen, die auf Hochrisikogruppen abzielen, notwendig sind.



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Article published online:
30 August 2022

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