Suchttherapie 2022; 23(S 01): S13
DOI: 10.1055/s-0042-1755973
Abstracts
S08: Drogenpolitik

Zum Stand der Cannabis Regulierung in Deutschland und den Erfordernissen einer modernden Sucht- und Drogenpolitik

I I Michels
1   Frankfurt University of Applied Sciences, Institut für Suchtforschung Frankfurt (ISSF), Frankfurt am Main
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Einleitung Es gab eine zunehmende Debatte um einen nicht-strafrechtlichen Umgang mit Cannabis und anderen psychoaktiven Substanzen. Immer mehr Fachleute befürworten eine veränderte Strategie, da Verbote und die strafrechtliche Verfolgung von Drogenkonsumenten ihr Ziel nicht erreichen. Notwendig sei die staatlich regulierte Abgabe von Betäubungsmitteln zum Eigengebrauch an Erwachsene. Die Bestrafung von Drogenkonsumenten, die allenfalls sich selbst schädigten, mit dem Freiheitspostulat der Verfassung nicht vereinbar ist. Der Koalitionsvertrag der neuen Regierung legt fest, dass die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften eingeführt wird. Dadurch soll die Qualität kontrolliert, die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert und der Jugendschutz gewährleistet werden.

Material und Methodik Die Modelle der staatlich regulierten Abgabe von Betäubungsmitteln soll vorgestellt werden, ebenso die verschiedenen Legalisierungsprojekte, etwa in Uruguay, den USA, Canada und der Schweiz und Luxemburg und in Deutschland.

Ergebnisse Man kann davon ausgehen, dass bei einem liberalen Umgang mit Betäubungsmitteln der Konsum, insbesondere bei Jugendlichen, nicht zwangsläufig ansteigt, wenn derartige Modelle sowohl mit zielgruppenspezifischen Angeboten der Prävention und Selbstkontrolle, sowie mit regulierenden strukturellen Maßnahmen (Verkaufsbeschränkungen, Werbeverbote, gesellschaftliche offene Diskurse mit Hilfe von „traditionellen“ wie neuen (sozialen) Medien verknüpft sind und wenn in der Ausbildung der Medizin und der Sozialen Arbeit ein neues Verständnis vom Umgang mit psychoaktiven Substanzen verankert wird.

Zusammenfassung Weniger Repression, mehr Hilfsangebote sowie die staatlich regulierte Abgabe von Betäubungsmitteln zum Eigengebrauch an Erwachsene ist notwendig. Kriminalisierung ist eine ungeeignete, nicht erforderliche und nicht angemessene Maßnahme im Umgang mit Drogenkonsum. Immer mehr Fachleute und Suchthilfeverbände befürworten überdies die Ermöglichung des „Drug-Checkings“, um gesundheitliche Gefährdungen zu reduzieren. Zudem müssten weitere Drogenkonsumräume eingerichtet werden und Naloxonprogramme installiert werden, um Drogentodesfälle deutlich zu senken. Notwendig ist eine umfassende Debatte über die Ziele der Suchtpolitik. Dies soll vorgestellt und diskutiert werden..



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Article published online:
30 August 2022

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