Suchttherapie 2022; 23(S 01): S17
DOI: 10.1055/s-0042-1755984
Abstracts
S11: Internetnutzungsstörung bei Kindern und Jugendlichen

Onlinebasierte Kurzzeittherapie für Verhaltenssüchte in Zusammenhang mit Internetapplikationen/-inhalten

L Basenach
1   Freie Universität Berlin, Berlin
,
H Salbach
1   Freie Universität Berlin, Berlin
,
J H Rumpf
2   Universität zu Lübeck, Lübeck
,
M Dreier
3   Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
,
K Wölfling
3   Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
› Author Affiliations
 

Einleitung Ergebnisse der Suchtforschung belegen, dass die Nutzung von online Technologien und Inhalten sich zeitlich ausufernd und dysfunktional darstellen kann, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In Anbetracht der Evidenzlage wurde die Forschungsdiagnose Internet Gaming Disorder (IGD) als klinisch bedeutsame Störung aufgrund süchtigen Verhaltens in die 11. Revision der International Statistical Classification of Diseases (ICD-11) aufgenommen. Störungen in Zusammenhang mit der Nutzung von Internetapplikationen/-inhalten gehen einher mit schwerwiegenden Beeinträchtigungen des psychosozialen Funktionsniveaus, wenngleich Betroffenen zumeist eine ambivalente Therapiemotivation aufweisen und nur selten proaktiv Hilfe ersuchen. Telemedizinische Interventionen zeichnen sich durch einen niederschwelligen Zugang aus und werden infolgedessen als vielversprechende Form der Behandlung für Internetsuchtverhalten diskutiert.

Material und Methodik Das onlinebasierte Versorgungskonzept Steppend Care Ansatz zur Versorgung Internetbezogener Störungen (SCAVIS) offeriert u.a. Jugendlichen ab 16 Jahren schweregradadaptierte Interventionen für einen funktionalen Umgang mit Internetapplikationen/ -inhalten (ID: DRKS00025994). Eingebettet in das Forschungsprojekt ist eine Kurzzeittherapie für Betroffene mit Anzeichen von Internetsuchtverhalten, die auf einem standardisierten Manual der Verhaltenstherapie bei Computerspiel- und Internetsucht basiert. Zielsetzung der therapeutischen Intervention ist die Reduktion der Suchtsymptomatik und die Abstinenz von spezifischen Internetapplikationen/-inhalten. Die zeitliche Dauer der onlinebasierten Kurzzeittherapie umfasst 17 Wochen, in denen 8 Einzel- und 15 Gruppenvideositzungen vorgesehen sind. Das Forschungsprojekt wird von dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (ID = 01NVF19031) gefördert.

Ergebnisse Die integrative Kombination von schweregradadaptierten Interventionen bietet bei Bedarf einen niedrigschwelligen Zugang zu einer onlinebasierten Kurzzeittherapie für Verhaltenssüchte in Zusammenhang mit der Nutzung von Internetapplikationen /-inhalten. Das digitale Design des Versorgungskonzeptes birgt das Potenzial Barrieren der Inanspruchnahme einer Face-to-Face Therapie zu minimieren. Im Rahmen des Deutschen Suchtkongresses 2022 werden, unter Berücksichtigung von Implikationen der Pilotierungsphase, konzeptionelle und theoretische Grundlagen der onlinebasierten Kurzzeittherapie dargestellt.

Zusammenfassung Im Erfolgsfall befördern Ergebnisse der onlinebasierten Kurzzeittherapie den Ausbau des Versorgungssystems dahingehend, dass niederschwellige Therapieangebote bei Internetsuchtverhalten implementiert werden.



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Article published online:
30 August 2022

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