Suchttherapie 2022; 23(S 01): S27-S28
DOI: 10.1055/s-0042-1756016
Abstracts
S19: Herausforderungen in der Implementierung neuer Versorgungsangebote in der Suchttherapie

Die Behandlung von Alkoholabhängigkeit im Kontext von stationsäquivalenter Behandlung

J El Kasmi
1   Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik Reutlingen, Reutlingen
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Einleitung Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Versorgung und Vergütung für psychiatrische und psychosomatische Leistungen (PsychVVG) im Jahr 2017, wurde die Stationsäquivalente Behandlung (StäB) als neuartige Form aufsuchender Akutbehandlung möglich. Das aufsuchende Behandlungs-und Versorgungsformen auch für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen hilfreich und wirksam sein können, ist lange bekannt, insbesondere in der ambulanten Versorgung dieser Patientengruppe. Mit der Frage inwieweit die stationsäquivalente Behandlung zur Verbesserung der Versorgung alkoholabhängiger Patienten beitragen kann, bzw. wie diese umgesetzt werden kann, beschäftigten sich in den letzten 4 Jahren sowohl Kliniker als auch Wissenschaftler. Im Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg wird StäB bereits von Beginn an auch für Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung angeboten. Bereits in der Planung und in den ersten Monaten der Implementierung konnten durch die Herausforderungen und auftretenden Probleme wertvolle Erfahrungen gesammelt werden. Schnell wurde deutlich, dass die Steeb auch einige Vorteile, insbesondere bestimmte Patientengruppen bieten konnte.

Material und Methodik Basisdokumentationsdaten und Erfahrungsberichte aus der Behandlung alkoholabhängiger Patientinnen und Patienten in der stationsäquivalenten Behandlung werden ausgewertet und zusammengestellt. Anhand der aktuellen S3 Leitlinie „Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen” wird aufgezeigt, dass eine Behandlung dieser Patientengruppe mittels einer StäB gut möglich ist.

Ergebnisse Aufkommenden Probleme und Herausforderungen im Umgang mit z. B. Intoxikationen, Entzugssymptomen und oder anderer psychischer Erkrankungen können in der stationsäquivalenten Behandlung durch erfahrenes Personal und fachliche Schulung andere Mitarbeiter gut bewältigt werden. Die deutliche Vorteile durch eine Behandlung im Lebensumfeld der Patienten scheinen zu einer längeren Behandlungsdauer und damit möglicherweise effizienter Therapie zu führen. Es konnte zudem festgestellt werden, dass insbesondere Frauen diese Behandlungsform bevorzugen, bzw. von dieser Behandlungsform profitieren.

Zusammenfassung Die Behandlung einer Alkoholabhängigkeit im Kontext von StäB lässt sich leitliniengerecht umsetzen. Durch die aufsuchende Akutbehandlung können zusätzliche Möglichkeiten in der Therapiezielplanung mit dem Patienten besprochen werden (z. B. Trinkmengen-Reduktion, fortgesetzter Konsum von Cannabis, usw.), die zu einer längeren Behandlungsdauer beitragen können. Der Einbezug von Angehörigen und die Veränderung des Lebensumfeldes sind quasi mit Behandlungsbeginn möglich. Die Stationsäquivalente Behandlung wurde im Versorgungsgebiet des Zentrums für Psychiatrie Südwürttemberg überwiegend von Frauen in Anspruch genommen, ganz im Gegenteil zur stationären Behandlung im Krankenhaus. Durch eine stationsäquivalente Behandlung kann die Versorgung alkoholabhängiger Patientinnen und Patienten sinnvoll ergänzt werden. Inwieweit der festgestellte höhere Frauenanteil, ein Hinweis dafür ist, dass die Behandlung diese Patientengruppe verbessert werden kann, muss durch weitere Untersuchungen und Studien erforscht werden.



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Article published online:
30 August 2022

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