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DOI: 10.1055/s-0042-1756017
Nahtlosverfahren 4.0 – Chancen und Herausforderungen bei der Implementierung digitaler Nachsorgeangebote für Menschen mit Alkoholabhängigkeit
Einleitung Ein relevantes Schnittstellenproblem bei der Versorgung alkoholabhängiger Patienten ist der Übergang von der Entzugs- bzw-Entgiftungsbehandlung zu nachfolgenden Versorgungsmaßnahmen. Die ungenügende Inanspruchnahme verfügbarer Anschlussangebote führt zu einer bedeutsamen Erhöhung der Rückfallrate, einer Chronifizierung der Symptomatik und damit zu einer Steigerung der direkten und indirekten Gesundheitskosten. Eine vielversprechende Möglichkeit zur Lösung der Schnittstellenproblematik nach stationärem Entzug ist die Einführung eines digitalen Nachsorgeangebots, welches a) eine niedrigschwellige und nahtlos erfolgende Weiterversorgungsmöglichkeit darstellen und b) eine Brücke in die Weiterversorgung schlagen kann.
Material und Methodik In einem Forschungsprojekt mit n = 356 Patienten, diversen Krankenkassen und Kliniken wurden Patienten vor Entlassung aus der Klinik in eine digitale Nachsorge eingesteuert. Das digitale Versorgungsprogramm besteht aus einer therapeutischen App in Kombination mit wöchentlichen Psychologengesprächen. Universitäre Partner führten die Evaluation des neuen Versorgungsangebots durch.
Ergebnisse Die Rekrutierungsziele konnten trotz Einsetzen der Pandemie im Laufe der Projektlaufzeit erreicht werden. Herausforderungen ergaben sich in der praktischen Umsetzung, insb. der Sicherstellung der kontinuierlichen Einsteuerung von Patienten in die digitale Nachsorge "auf Station". Nach Abschluss des Studienzeitraums haben sich alle beteiligten Kliniken aufgrund der Projekterfahrungen sowie der Patientenberichte für die Fortführung des digitalen Nachsorgeangebots ausgesprochen.
Zusammenfassung Die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Vorhaben haben zu einer technischen Optimierung des Einsteuerungsprozesses geführt. Doch der erfolgreiche Transfer der Forschungsergebnisse in den Versorgungsalltag ist durch weitere Herausforderungen geprägt, die es in gemeinsamen Bemühungen durch Krankenkassen, Kliniken und dem Leistungserbringer in der digitalen Nachsorge zu lösen gilt.
Publication History
Article published online:
30 August 2022
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Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany