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DOI: 10.1055/s-0042-1756022
Substitution in schwierigen Zeiten – alte und neue Herausforderungen
Die Abhängigkeit von Opioiden stellt aufgrund der medizinischen, psychosozialen und gesellschaftlichen Folgen eine Herausforderung für die Gesundheits- und Sozialsysteme dar. In Deutschland wird die Anzahl der Hochrisikokonsumenten auf ca. 160.000 Personen geschätzt; trotz eines vergleichsweise gut ausgebauten Versorgungsnetzes befinden sich hiervon nur etwa die Hälfte der Betroffenen in Substitution, der weltweit anerkannten first-line Therapie. Die SARS-CoV-2-Pandemie hat die Situation für viele Betroffene verschärft, nicht nur für die therapeutisch nicht Erreichten, sondern auch für Personen in laufender Substitution. Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperren haben die Nutzung langfristiger therapeutischer Angebote beeinträchtigt, niedrigschwellige Harm-Reduction-Ansätze wurden vielerorts ausgesetzt. Dies erfolgte vor dem Hintergrund erheblicher krankheitsimmanenter Risiken und Folgen der Opioidabhängigkeit, wie soziale Ausgrenzung, somatische und psychische Komorbidität, Mortalität, wobei neben den Betroffenen auch die Solidargemeinschaft belastet wird. Die zu erwartende längerfristige Ausbreitung von SARS-CoV-2 wird die Therapielandschaft für Hochrisikogruppen nachhaltig beeinflussen. Es ist von gesellschaftlicher und suchttherapeutischer Relevanz bisherige Erfahrungen zusammenzufassen, um proaktiv Therapie- und Präventionsangebote auf neue Krankheitswellen ausrichten zu können.
Vor dem Hintergrund empirischer Daten werden folgende Fragen diskutiert:
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Wie hat sich die Suchtszene vor dem Hintergrund der SARS-CoV-2-Pandemie verändert?
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Welche Auswirkungen berichten die Betroffenen hinsichtlich Konsumverhalten, psychosozialer Belastung und Komorbidität?
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Durch welche Maßnahmen kann eine Substitutionsbehandlung auch unter Bedingungen von Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln regelrecht und medizinisch verantwortungsvoll aufrechterhalten werden?
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
30. August 2022
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Georg Thieme Verlag
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Germany