Suchttherapie 2022; 23(S 01): S32
DOI: 10.1055/s-0042-1756030
Abstracts
S23: Symposium der DG-Sucht Nachwuchsgruppe

Food Addiction, Alkoholkonsum und psychopathologische Auffälligkeiten in einer präbariatrischen Stichprobe

T Thomas
1   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
M Pommnitz
1   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
K Tilk
1   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
G Meyer
2   WolfartKlinik, München
,
T Hüttl
3   Dr. Lubos Kliniken, München
,
M de Zwaan
1   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
A Müller
1   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
› Institutsangaben
 

Einleitung Obwohl eine alkoholbezogene Störung eine Kontraindikation für eine bariatrische Operation darstellt, ist die Prävalenz dieser in großen deutschen präbariatrischen Stichproben verhältnisweise schlecht erforscht. Insbesondere ein möglicher Zusammenhang zu Food Addiction (FA) wird in der Literatur vermehrt diskutiert. Es wurden Prävalenzen von FA, alkoholbezogener Störung, gegenwärtigem und vergangenem problematischem Alkoholkonsum sowie psychopathologischer Auffälligkeiten (Hinweise auf Angst oder depressive Erkrankungen, Essstörungen insb. Binge Eating) geschätzt. Auch wurden mögliche Zusammenhänge zwischen FA und diesen Variablen exploriert und Unterschiede in diesen zwischen Personen mit und ohne FA erfasst. Zudem wurde untersucht, ob FA eher mit mehreren psychopathologischen Auffälligkeiten, im Sinne eines Hinweises auf eine mögliche Multimorbidität einhergeht.

Material und Methodik In einer multizentrischen Untersuchung mit 419 präbariatrischen Patient:innen mit Adipositas Grad II und III erfolgte die Schätzung der Prävalenzen fragebogenbasiert. Zur Zusammenhangsanalyse wurden Spearman-Korrelationen genutzt. Unterschiede in den psychopathologischen Konstrukten zwischen Patient:innen mit und ohne FA wurden mit Chi-Quadrat Tests und Odd’s Ratios (dichotom) und non-parametrischen Verfahren (kontinuierlich) untersucht.

Ergebnisse Im Gegensatz zu FA (38%), Hinweisen auf Essstörungen (79%), Depression (30%) und Angststörungen (24%) wurden riskanter Alkoholkonsum (11%) und die alkoholbezogene Störung (5%) in deutlich geringerem Ausmaß detektiert. Es ergab sich kein Zusammenhang zwischen FA und Alkoholkonsum und kein Unterschied in Bezug auf einen riskanten Alkoholkonsum oder eine alkoholbezogene Störung bei Patient:innen mit und ohne FA. Bei Patient:innen mit FA fanden sich jedoch eher mehrere psychopathologische Auffälligkeiten als bei Patient:innen ohne FA.

Zusammenfassung Auffälliger Alkoholkonsum in dieser präbariatrischen Stichprobe trat seltener auf als in bevölkerungsrepräsentativen Stichproben und war nicht mit FA assoziiert. FA scheint jedoch eher mit Hinweisen auf eine Multimorbidität einherzugehen. Dies sollte jedoch in zukünftigen großen Untersuchungen mit klinischen Interviews genauer untersucht werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
30. August 2022

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