Suchttherapie 2022; 23(S 01): S42-S43
DOI: 10.1055/s-0042-1756061
Abstracts
S30: Hilfen für Kinder suchterkrankter Eltern – Beispiele für funktionierende Versorgungsstrukturen

Suchtbelastete Familien in der COVID-19 Pandemie: Erfahrungen aus Sucht- und Jugendhilfe

J Dyba
1   Katholische Hochschule NRW, Köln
,
D Moesgen
1   Katholische Hochschule NRW, Köln
,
M Klein
1   Katholische Hochschule NRW, Köln
› Author Affiliations
 

Einleitung Die COVID-19 Pandemie stellte ab 2020 die gesamte Gesellschaft und damit auch Versorgungseinrichtungen in Sucht- und Jugendhilfe vor bisher unbekannte Herausforderungen. Die Auswirkungen auf Kinder, Jugendliche und Eltern zeigten sich bereits im ersten Pandemiejahr als hoch problematisch. Suchtbelastete Familien stellen hier eine besonders vulnerable Gruppe dar und bedürfen entsprechend kurz- wie langfristig besonderer Beachtung und Unterstützung.

Material und Methodik Um die Situation suchtbelasteter Familien in der Pandemie näher zu beleuchten, wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Forschungsprojektes „SHIFT PLUS“ ein qualitativer Forschungsaspekt integriert und im Februar 2021 eine Fokusgruppe mit Praktiker_innen der Sucht- und Jugendhilfe realisiert. An der 100-minütigen Gruppendiskussion nahmen insgesamt 10 Mitarbeitende aus Einrichtungen in verschiedenen Teilen Deutschlands statt. Die Fokusgruppe wurde anhand eines semistrukturierten Leitfadens umgesetzt und thematisierte insbesondere folgende Aspekte: Auswirkungen der Pandemiesituation auf suchtbelastete Familien, Modifikationen in Arbeitsabläufen und Kontakt zur Klientel sowie weiterführende Hilfebedarfe.

Ergebnisse Insgesamt sechs Themenschwerpunkte konnten aus der Gruppendiskussion extrahiert werden. Diese betrafen u.a. Anpassungen in Arbeitsabläufen, Auswirkungen auf die Suchterkrankung(en) der Klient_innen, Problemlagen bei Kindern und Jugendlichen sowie Bedarfe der Zielgruppe und der Versorgungseinrichtungen. Insgesamt wurde deutlich, dass die außergewöhnliche Situation im Rahmen der COVID-19 Pandemie eine besonders belastende Situation für suchtbelastete Familien darstellt. Problematisch zeigt sich dabei vor allem die eingeschränkte Erreichbarkeit mitbetroffener Kinder. Grundsätzlich fand eine immense Anpassung der praktischen Versorgung von Eltern und Kindern statt, wobei digitalisierte Angebote hier zunehmend an Bedeutung gewannen.

Zusammenfassung Der erschwerte Zugang zu Kindern und Jugendlichen aus suchtbelasteten Familien in der Pandemie ist als besonders problematisch zu betrachten, sodass deren Situation in besonderer Weise in den Blick genommen werden muss. Dies betrifft zum einen die Schaffung dauerhaft verfügbarer, digitaler Angebote und zum anderen auch die Analyse potenzieller Langzeitauswirkungen des Pandemiegeschehens auf betroffene Familien.



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Article published online:
30 August 2022

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