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DOI: 10.1055/s-0042-1756078
Gleich und doch anders? Behandlungsansätze bei der Sozialen-Netzwerke-Nutzungsstörung
Einleitung Im Vergleich zu anderen Formen von Internetnutzungsstörungen stellt die Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung ein klinisch bislang noch wenig dokumentiertes Phänomen dar. Auf epidemiologischer Ebene deutet sich an, dass ein nicht unerheblicher Anteil von Frauen und Mädchen betroffen ist, Forschungsbefunde zu zu Grunde liegenden pathogenen Mechanismen und Prädispositionen sind hingegen heterogen und auch Erfahrungswerte zur Übertragbarkeit von Behandlungsmethoden fehlen weitgehend. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, einen Beitrag zur klinischen Charakterisierung der Sozialen-Netzwerke-Nutzungsstörung zu leisten und Ableitungen für die Psychotherapie zu treffen.
Material und Methodik Im Rahmen des vom Bundesgesundheitsministerium geförderten Projekts IBSfemme wurde mittels eines methodischen Mehrebenenansatzes geschlechtsspezifische Aspekte von Internetnutzungsstörungen empirisch untersucht. Ein separat durchgeführtes Modul ziele speziell auf die Erhebung einer Sozialen-Netzwerke-Nutzungsstörung und deren nosologischer Charakterisierung im Hinblick auf anderen Internetnutzungsstörungen ab. Die Datenauswertung erfolgte in einem kombinierten Ansatz aus einer quantitativen und qualitativen Analyse femdanamnestischer klinischer Dokumentationsdaten, standardisierten klinischen Fragebogen und Daten aus bevölkerungsrepräsentativen Stichproben.
Ergebnisse Die Ergebnisse verweisen auf eine ähnlich hohe Symptombelastung bei einer Sozialen-Netzwerke-Nutzungsstörung wie bei anderen Formen von Internetnutzungsstörungen. Hier zeigten sich besonders hohe Belastungswerte hinsichtlich depressiver Symptome und assoziierter Angstsymptome. Die selbstberichtete und fremdeingeschätzte Einschränkung des psychosozialen Funktionsniveaus war bei weiblichen Betroffenen mit einer Sozialen-Netzwerke-Nutzungsstörung signifikant höher ausgeprägt. Hinsichtlich komorbider Störungen zeigten sich hier zudem häufigere Zusammenhänge mit Persönlichkeitsstörungen und interpersonellen Konflikten.
Zusammenfassung Die Ergebnisse deuten auf eine substanzielle Symptombelastung und Funktionsbeeinträchtigung bei Sozialen-Netzwerke-Nutzungsstörungen hin und unterstreichen damit einen zugrunde liegenden Behandlungsbedarf. Während subklinische Faktoren zwischen Betroffenen mit einer Sozialen-Netzwerke-Nutzungsstörung und anderen Internetnutzungsstörungen weitgehend ähnlich ausfielen, sind die gefundenen Unterschiede hinsichtlich einer stärkeren Beeinträchtigung im interpersonellen Bereich therapeutisch relevant. Als Ableitung aus den Befunden wurde ein störungsspezifisches Behandlungsmodul für Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörungen entwickelt, welches exemplarisch vorgestellt wird.
Publication History
Article published online:
30 August 2022
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Georg Thieme Verlag
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Germany