Sensation Seeking, Cognitive Bias und weitere suchtspezifische Faktoren bei cannabisabhängigen Jugendlichen

Einleitung Der zunehmende Cannabiskonsum Jugendlicher stellt vor dem Hintergrund der langfristigen Folgeschäden eine besorgniserregende Entwicklung dar. Als Risikofaktor für den Substanzkonsum ist das Persönlichkeitsmerkmal Sensation Seeking bekannt. Im Zusammenhang mit Substanzabhängigkeiten wird zudem die Ausbildung eines Approach Bias zur konsumierten Substanz beschrieben. Hier wurde untersucht, inwiefern Sensation Seeking, Approach Bias, Stärke der Abhängigkeit und Substanzverlangen bei cannabisabhängigen Jugendlichen miteinander zusammenhängen und wechselwirken.

Material und Methodik Es wurden 106 cannabisabhängige Jugendliche in qualifizierter Entzugsbehandlung untersucht. Dabei wurden Sensation Seeking, Substanzverlangen und Stärke der Abhängigkeit erhoben und mithilfe des Cannabis Approach Avoidance Task der Appraoch Bias an cannabisbezogene Reize erfasst. Die Proband:innen in Entzugsbehandlung wurden bezüglich des Sensation Seekings mit einer gesunden Kontrollgruppe verglichen. Weiterhin wurde auf Korrelationen zwischen dem Sensation Seeking und den anderen erhobenen Faktoren untersucht. Zusätzlich wurde überprüft, ob in der Klinikgruppe ein bedeutsamer Cannabisbias vorlag und ob sich dieser durch die anderen erhobenen Faktoren vorhersagen ließ.

Ergebnisse Das Sensation Seeking in der Klinikgruppe war signifikant höher ausgeprägt als in der Kontrollgruppe. Es zeigte sich eine signifikante negative Korrelation zwischen der Stärke der Abhängigkeit und der Vermeidung von Ruhe als Teilaspekt des Sensation Seekings, sowie eine signifikante positive Korrelation zwischen dem Substanzverlangen und dem Sensation Seeking. Bei den untersuchten Jugendlichen lag kein signifikanter Approach Bias für cannabisbezogene Reize vor. Die Ausprägung des Cannabisbias ließ sich nicht durch die weiteren untersuchten Faktoren vorhersagen.

Zusammenfassung Das Sensation Seeking stellt einen wichtigen Einflussfaktor auf die Abhängigkeitserkrankung dar. Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Ausprägung des Substanzverlangens und der Stärke der Cannabisabhängigkeit. Das Fehlen des in der Literatur beschriebenen substanzbezogene Approach Bias könnte im Zusammenhang mit dem Zeitpunkt der Erhebung stehen, da bisherige Untersuchungen mit Proband:innen ohne aktuellen Therapiewunsch ambulant durchgeführt wurden und nicht während einer Entzugsbehandlung. Aufgrund des kaum ausgeprägten Bias ist die untersuchte Gruppe nicht gut geeignet, um Korrelationen mit den anderen erhobenen Faktoren sicher zu untersuchen.

Publication History

Article published online:
30 August 2022