Suchttherapie 2022; 23(S 01): S51
DOI: 10.1055/s-0042-1756087
Abstracts
S38: Online-Verhaltenssüchte bei Kindern und Jugendlichen: neue Befunde zur Diagnostik, Ätiologie und Lebensqualität der Familien

Der Einfluss von elterlichem Stresserleben und Erziehungsstilen auf psychische Probleme und Mediennutzung in der Kindheit – eine Sekundäranalyse von KiGGS- und BELLA-Daten

H Jörren
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck, Lübeck
,
H Schmidt
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck, Lübeck
2   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universität zu Lübeck, Lübeck
,
A Kaman
3   Forschungssektion Child Public Health, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik, Hamburg
,
U Ravens-Sieberer
3   Forschungssektion Child Public Health, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik, Hamburg
,
S Pawils
4   Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
J H Rumpf
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck, Lübeck
› Author Affiliations
 

Einleitung Die Nutzung digitaler Medien spielt eine große Rolle im Alltag von vielen Kindern und Jugendlichen. Diese Sekundäranalyse untersuchte Zusammenhänge von elterlichem Stresserleben, Erziehungsverhalten und psychischen Auffälligkeiten mit hoher Mediennutzung.

Material und Methodik Basierend auf der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (KiGGS) und dem Zusatzmodul zur psychischen Gesundheit (BELLA) wurden Daten von N=417 Vorschulkindern im Querschnitt analysiert. Zudem wurden N=239 Kinder im Schulalter längsschnittlich untersucht. Elterliches Stresserleben wurde mit dem Elternstressfragebogen (ESF) erhoben, positives Elternverhalten und inkonsistente Disziplin als Erziehungsstile mit der deutschen Version des Alabama Parenting Questionnaire (DEAPQ-GL-ES). Psychische Auffälligkeiten wurden mit dem Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) erhoben und eine auffällige Mediennutzung in Anlehnung an die Empfehlungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sowie Daten aus der KIM-Studie 2016. Die Daten wurden mit binär-logistischen Regressionsanalysen ausgewertet.

Ergebnisse In Querschnittsanalysen hingen psychische Auffälligkeiten (OR=1.08, p=.002) und inkonsistente Disziplin (OR=1.78, p<.001) signifikant mit einer hohen Mediennutzung zusammen. In Längsschnittanalysen erwies sich die inkonsistente Disziplin (OR=1.68, p=.041), nicht aber psychische Auffälligkeiten (OR=1.05, p=.244), als ein signifikanter Prädiktor für eine hohe Mediennutzung.

Zusammenfassung Insbesondere die inkonsistente Disziplin als ein ungünstiger Erziehungsstil sowie die Verbesserung psychischer Auffälligkeiten könnten wichtige Ansatzpunkte für Präventions- und Interventionsprogramme bezüglich Mediennutzung und psychischer Gesundheit in der Kindheit darstellen. Weitere Forschung ist erforderlich.



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Article published online:
30 August 2022

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