Impulsivität und Selbstkontrolle: Ein Vergleich zwischen Patienten mit Glücksspielsucht und Kaufsucht

Einleitung Verhaltenssüchte wie Glücksspielsucht oder Kaufsucht sind ernstzunehmenden Erkrankungen und bleiben häufig unterdiagnostiziert. Die Fähigkeit zur Selbstkontrolle und Impulskontrolle wird mithilfe standardisierter Fragebögen erfasst. Ziel dieser Studie ist es, Patienten, die aufgrund einer Glücksspielsucht und einer Kaufsucht in einer psychiatrischen Klinik behandelt wurden, hinsichtlich Selbstkontrolle und Impulsivitätskontrolle zu untersuchen und zu vergleichen.

Material und Methodik Im Zeitraum von Mai 2019 bis Januar 2022 nahmen 49 Patienten der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an dieser Studie teil. Glücksspielsucht wurde mit South Oaks Gambling Screen und Kaufsucht mit Pathological Buying Screener erfasst. Für Impulsivität wurden Urgency Premeditation Perseverance and Sensation Seeking Impulsive Behavior Scale (UPPS), Conners’ Adult ADHD Rating Short-Scale-Self-Report sowie Barrat Impulsiveness Scale und für Selbstkontrolle die Adult Temperament Questionnaire – Effortful Control Scale (ATQ-EC) angewandt.

Ergebnisse Von 49 Teilnehmern wurde bei 31 eine Kaufsucht und bei 18 eine Glücksspielsucht diagnostiziert. Die Gruppe Kaufsucht erreichte signifikant höhere Impulsivitätswerte in der UPPS Mangel an Ausdauer (p=0.003) als die Gruppe Glücksspielsucht. Dagegen zeigte die Gruppe Glücksspielsucht höhere Impulsivitätswerte in der UPPS Risikobereitschaft (p=0.005) sowie in der ATQ-EC für Selbstkontrolle total (p=0.001), Selbstregulation (p=0.002) und Aktivierungskontrolle (p=0.005) als die Gruppe Kaufsucht.

Zusammenfassung Die vorliegende Studie spiegelt unterschiedliche Ausprägungen von Impulsivität und Selbstkontrolle zwischen Glücksspielsucht und Kaufsucht wider. Gruppe Kaufsucht zeigte weniger Ausdauer und willentliche Kontrolle und Gruppe Glücksspielsucht mehr Risikobereitschaft und Selbstkontrolle. Testpsychologisch sollten Impulsivität und Selbstkontrolle erfasst werden, sodass alle Einflussfaktoren einer Verhaltenssucht beachtet und suffizient mitbehandelt werden können.

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
30. August 2022