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DOI: 10.1055/s-0042-1756109
STAERKE – Suchttherapeutisches Akutprogramm für Eltern zur ressourcenorientierten Kompetenzstärkung in der Erziehung
Einleitung Das Erreichen einer stabilen Abstinenz und das zufriedenstellende Ausüben der Elternrolle ist für suchterkrankte Eltern eine große Herausforderung. Bisher gibt es spezifische, an Eltern gerichtete, suchttherapeutische Angebote in Deutschland nur im Rehabilitationsbereich. In der Akutbehandlung fehlen diese gänzlich. Gruppentherapeutische Angebote für Eltern, wie sie von psychosozialen Beratungsstellen angeboten werden, zielen vorwiegend auf die Verbesserung der elterlichen Erziehungsfähigkeiten ab. Ein ambulantes Angebot, welches die Eltern sowohl beim Erreichen und Stabilisieren der Abstinenz als auch in ihren Erziehungsfähigkeiten unterstützt, existiert bislang nicht. Ziel des Projekts ist die praktische Etablierung eines ambulanten Behandlungsangebots für suchterkrankte Eltern in den Suchtambulanzen des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit und der Klinik für Suchttherapie und Entwöhnung am Psychiatrischen Zentrum Nordbaden. Es enthält sowohl Elemente der suchtmedizinischen Behandlung zur Erreichung einer stabilen Abstinenz als auch Elemente, welche die elterlichen Erziehungsfähigkeiten stärken.
Material und Methodik Die Behandlung der Eltern erfolgt durch ein kombiniertes Angebot aus wöchentlichen gruppen- und einzeltherapeutischen Sitzungen über einen Zeitraum von 6 Monaten. Das Angebot richtet sich an suchterkrankte Eltern mit Kindern bis zum 12. Lebensjahr. In der Einzeltherapie werden sowohl die individuellen suchtmedizinischen Probleme als auch begleitende komorbide Störungen sowie die individuellen Problemstellungen im Familienleben der Betroffenen behandelt. In den Gruppentherapien werden suchtmedizinische Themen zur Aufrechterhaltung einer Abstinenz sowie elternspezifische Themen behandelt, welche die Kompetenzen in der Erziehung stärken sollen.
Ergebnisse Die Diskussion dieser Themen in einer Gruppe mit Eltern, welche ähnliche Erkrankungen und Erfahrungen haben, führt zu einer Entstigmatisierung. Durch einen reflektierteren Umgang sowohl mit suchtmedizinischen Themen als auch mit Problemen in der Erziehung werden so gerade schwer belastete Eltern bei der Erlangung und Festigung eines zufriedenstellenden, abstinenten Familienlebens unterstützt.
Zusammenfassung Die zielgruppenspezifische längerfristige psychotherapeutische Behandlung suchterkrankter Eltern kann helfen die intergenerationale Weitergabe von Abhängigkeitserkrankungen zu reduzieren und somit die Lebensqualität der Betroffenen verbessern und die Kosten im Gesundheitssystem senken.
Publication History
Article published online:
30 August 2022
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