Suchttherapie 2022; 23(S 01): S59-S60
DOI: 10.1055/s-0042-1756111
Abstracts
Postersession

Durchführbarkeit eines multimodalen Therapieprogrammes für Methamphetamin-konsumierende Schwangere, Mütter und Väter – Verlaufsevaluation nach 4 Jahren

M Spreer
1   Technische Universität Dresden, Dresden
,
B Weber
1   Technische Universität Dresden, Dresden
,
H Susanna
1   Technische Universität Dresden, Dresden
,
U Zimmermann
2   KBO Isar-Amper-Klinikum Region München, Haar
,
M Pilhatsch
1   Technische Universität Dresden, Dresden
› Author Affiliations
 

Einleitung Für Eltern und Schwangere mit einer Methamphetaminabhängigkeit wurde 2016 das ambulante multimodale Therapieprogramm „Mama Denk an mich“ (MAMADAM) entwickelt. Es handelt sich um eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mehrerer Kliniken des Universitätsklinikums Dresden mit den örtlichen Jugendämtern und Suchtberatungsstellen.

Material und Methodik Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine Verlaufsevaluation der ersten 100 im suchttherapeutischen Teil des Programms behandelten Patienten mit einer methamphetaminbezogenen Störung. Daten wurden retrospektiv aus digitalen Patientenakten erhoben.

Ergebnisse 86 Frauen und 14 Männer wurden untersucht. Das Durchschnittsalter betrug 29 Jahre, die durchschnittliche Konsumdauer sieben Jahre. 51% befanden sich erstmalig in suchtspezifischer Behandlung. 34 Patientinnen / Partnerinnen waren während der Therapie schwanger. Cannabis war mit 42% die am häufigsten zusätzlich konsumierte Droge. Eine nicht suchtbezogene psychische Komorbidität wurde bei 49% der Fälle diagnostiziert, davon mit 23% am häufigsten Hyperkinetische Störungen (F9). 80% der Behandelten waren arbeitslos, 35% hatten delinquentes Verhalten gezeigt. Die Therapiedauer betrug durchschnittlich 11 Monate mit im Mittel 18 (20 ohne Frühabbrüche) Einzelkontakten zuzüglich 16 gruppentherapeutischen Sitzungen. Eine Schwangerschaft war signifikant seltener bei frühen Therapieabbrüchen (weniger als 3 therapeutische Kontakte). Unter den Patienten mit erfolgreichem Therapieabschluss konnten 85% (75% der noch in Therapie befindlichen) das Sorgerecht behalten oder neu erwerben.

Zusammenfassung Die Stichprobe fiel durch prekäre sozioökonomische Verhältnisse und zahlreiche Komorbiditäten auf. Dennoch war sowohl die Haltequote als auch die Anzahl der Einzelkontakte höher als in vergleichbaren Untersuchungen ambulanter Patienten mit Stimulanzienkonsum. Dies lässt auf eine gute Wirksamkeit der verwendeten Therapiemethoden sowie auf eine hohe Therapiemotivation schließen. Dabei war das Vorliegen einer Schwangerschaft protektiv hinsichtlich eines frühen Therapieabbruchs. Der hohe Anteil an Erstbehandelten sowie das vergleichsweise junge Durchschnittsalter signalisieren, dass Elternschaft und Schwangerschaft eine besondere Gelegenheit darstellen, Methamphetaminabhängige für eine intensive ambulante Suchttherapie zu motivieren, die selbst bei schweren Verläufen und psychiatrischen Komorbiditäten erfolgreich absolviert werden kann und stellt somit für (werdende) Eltern eine Alternative zu einer stationären Langzeittherapie dar.



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Article published online:
30 August 2022

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