Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(10): e48
DOI: 10.1055/s-0042-1756753
Abstracts | DGGG

Vermeintliche Präeklampsie bei fetomaternaler Transfusion

L Bauerfeind
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, LMU München, Perinatalzentrum Innenstadt, München, Deutschland
,
L Hertlein
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, LMU München, Perinatalzentrum Innenstadt, München, Deutschland
,
J Büchel
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, LMU München, Perinatalzentrum Innenstadt, München, Deutschland
,
S Mahner
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, LMU München, Perinatalzentrum Innenstadt, München, Deutschland
,
C Nußbaum
2   Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, LMU München, Neonatologie Innenstadt, München, Deutschland
,
M Delius
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, LMU München, Perinatalzentrum Innenstadt, München, Deutschland
› Institutsangaben
 

Unter einem feto-maternalen Transfusionssyndrom (FMTS) versteht man den Übertritt von kindlichem Blut in den mütterlichen Kreislauf. Während Mikrotransfusionen meist gut toleriert werden, können Makrotranfusionen mit mehr als 30ml zu Komplikationen für Mutter und Kind führen. Feto-maternale Transfusionen können nach maternalem Trauma auftreten, aber auch ohne äußere Ursache. Wegweisend in der Diagnostik ist die Blutflussgeschwindigkeit der A. cerebri media sowie die Bestimmung von fetalem Hämoglobin (HbF) im mütterlichen Blut.

Eine 42-jährige Gravida-II Para-0 stellte sich in der 31+1 SSW mit Präeklampsiesymptomatik vor. Sie zeigt eine schwangerschaftsinduzierte Hypertonie und plötzlich aufgetretene Ödeme mit rascher Gewichtszunahme von 3kg. Laboranalystisch zeigen sich normale Transaminasen. Eine intrauterine Wachstumretardierung des Feten war vorbekannt, bei Aufnahme zeigten sich ein intermittierend pathologischer Doppler der A. umbilicalis und eine leichte Erhöhung der V.max der A. cerebri media (1,5 MoM). Die Patientin wird mit Verdacht auf Präeklampsie stationär zur RDS-Prophylaxe aufgenommen. Die mütterliche Symptomatik bessert sich im Verlauf rasch, was sich vor allem in der Abnahme der Ödeme zeigt. Das bei Aufnahme der Patientin abgenommene HbF ergibt einen Befund von 11‰ HbF im mütterlichen Blut, was auf eine fetomaternale Transfusion mit einem geschätzten transfundierten Blutvolumen von 100ml (ca. 50% des fetalen Blutvolumens) hinweist. Bei V.a. FMTS und pathologischen Dopplern sowie fetaler Wachstumsretardierung wird bei 31+5 SSW die Sectio caesarea durchgeführt. Das Neugeborene adaptiert sich postnatal gut und zeigt einen Hämatokrit von 40 % ohne Transfusionsbedarf.

In diesem Fall einer fetomaternalen Transfusion ist bei initial vermeintlicher Präeklampsiesymptomatik, die sich auf Kortikoidgabe rasch bessert, von einer akuten maternalen Transfusionsreaktion auszugehen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. Oktober 2022

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