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DOI: 10.1055/s-0042-1756771
Fallbericht eines positiven Outcomes einer schweren Fruchtwasserembolie mit Notsectio unter Reanimation
Eine Fruchtwasserembolie ist eine schwerwiegende, unvorhersehbare geburtshilfliche Komplikation mit einer Inzidenz von 2-8/100.000 Geburten und infauster Prognose. Wir berichten über eine 41-jährige Patientin G3/P2. Die Patientin wird in der 40+1 SSW mit der Indikation einer kindlichen Makrosomie nach S2k- Leitlinie eingeleitet. Bei unproblematischem Geburtsverlauf und -fortschritt äußert die Patientin nachts plötzlich Atemnot. Klinisch zeigt sich eine zunehmende Zyanose und Somnolenz der Patientin. Es erfolgt der Ausruf einer Notsectio. Bei Narkoseeinleitung kommt es zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand mit PEA. Unter 38-minütiger Reanimation erfolgt die Schnittentbindung eines reifen Knaben (EEZ: 9min, Apgar: 3/5/7, NS-pH: 6,75 BE: -16,9), welcher vom Kinderarzt übernommen wird. Aufgrund einer verstärkten Blutung werden eine Thrombelastometrie und Gerinnungskontrollen im Zentrallabor durchgeführt. Bei hoch pathologischer Gerinnung und Uterusatonie erfolgt die Uterusexstirpation. Eine Rechtsherzbelastung wird mittels TTE ausgeschlossen. Die perioperative Gerinnungsstörung mit disseminierter intravasaler Koagulopathie erhärtet den Verdacht auf eine Fruchtwasserembolie mit hypovolämischem Schock. Die Patientin erhält perioperativ Humanplasma, Antifibrinolytika, Fibrinogen, Prothrombinkomplexe, 2 Thrombozytenkonzentrate und 6 Erythrozytenkonzentrate.
Nach fünf Stunden erfolgt die Verlegung der volumenmäßig ausbilanzierten Patientin (±37° Körpertemperatur) mit einer Erhaltungsdosis eines Katecholaminbypasses und einer antibiotischen Therapie auf die ICU. Bereits am Nachmittag kann die Patientin vom Bypass und der Sedierung entwöhnt und extubiert werden. Sie ist wach und ansprechbar. Ausschlaggebend für das Outcome waren vor allem das Vorhandensein von ausreichend Ressourcen, speziell ausreichend hohe Dosen an Humanprodukten und gerinnungsfördernden Substanzen, und das rasche Handeln der erfahrenen Fachärzte. In Folge können wir die Patientin bereits nach 22 Tagen, gemeinsam mit ihrem Neugeborenen, im stabilen Allgemeinzustand aus der Klinik entlassen.
Publication History
Article published online:
11 October 2022
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Georg Thieme Verlag
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