Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(10): e64
DOI: 10.1055/s-0042-1756796
Abstracts | DGGG

Ein interdisziplinärer Notfall im Kreißsaal

C Drobesch
1   München Klinik Neuperlach, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Deutschland
,
M Wilkening
2   München Klinik Harlaching, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Deutschland
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Zusammenfassung 39-j. GVI PIII mit Aortendissektion Stanfort Typ 1A in der 37. SSW. Bei kardiopulmonal instabiler Patientin am Ende der Schwangerschaft ist eine eilige primäre Sectio aus mütterlicher Indikation als Teil eines zeitkritischen interdisziplinären Therapiekonzeptes entscheidend für das Überleben von Mutter und Kind.

Anamnese und klinischer Befund Vorstellung im Kreißsaal gegen 12 Uhr mit deutlicher AZ-Minderung, ausgeprägter Dyspnoe und thorakalem Druckgefühl, bestehend seit 90 Minuten. Bei Aufnahme zeigten sich normwertige Vitalparameter, CTG nach FIGO normal.

Die Eigenanamnese verblieb unauffällig; Nikotinkonsum wurde verneint. Bisherige Schwangerschaften und Entbindungen verliefen unkompliziert.

Im EKG zeigte sich eine SI-QIII-Konfiguration sowie ein angedeuteter Rechtsschenkelblock in V1. Die Echokardiographie zeigte keine eindeutigen Rechtsherzbelastungszeichen; die Aortenwurzel stellte sich in normaler Weite dar. Sonografisch konnte eine TVT ausgeschlossen werden. Die fetale Sonographie ergab unauffällige Befunde.

In Zusammenschau wurde der V.a. Lungenarterienembolie gestellt. Die deutlich erhöhten Werte für D-Dimer, CK sowie CKMB-Masse untermauerten dies. Es folgte die Indikation zur eiligen Sectio in ITN aus maternaler Indikation, diese verlief komplikationslos. Das deprimierte Neugeborene wurde auf die Neugeborenen-Intensivstation verlegt.

Das unmittelbar postoperative CT zeigte eine Typ-1A-Dissektion der Aorta ascendens.

Diagnose Aortendissektion Stanfort Typ 1A

Therapie/Verlauf Bei einem Aneurysma der Aorta ascendens bis 58mm und Erweiterung der Aortenwurzel erfolgte 3h postpartal der prothetische Ersatz der Aorta ascendens, die Reimplantation der Aortenwurzel sowie der PFO-Verschluss. Der postoperative Verlauf gestaltete sich unauffällig, die Patientin wurde 12 Tage postoperativ entlassen.

Fazit Die Aortendissektion in der Schwangerschaft ist ein seltenes, aber potenziell letales Ereignis. Schwangere mit kardiopulmonaler Symptomatik profitieren von interdisziplinärer Zusammenarbeit sowie abgestimmter Diagnostik und Therapie.



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Article published online:
11 October 2022

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