Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(10): e69
DOI: 10.1055/s-0042-1756810
Abstracts | DGGG

Progesteron/Estradiol-Ratio als Marker der Schwangerschaftschancen vor Embryotransfer im Stimulationszyklus

F Frey
1   Universitätsklinikum der TU Dresden, Dresden, Deutschland
2   Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
,
K Glaß
1   Universitätsklinikum der TU Dresden, Dresden, Deutschland
,
M Gabrys
1   Universitätsklinikum der TU Dresden, Dresden, Deutschland
,
P Wimberger
1   Universitätsklinikum der TU Dresden, Dresden, Deutschland
,
M Goeckenjan
1   Universitätsklinikum der TU Dresden, Dresden, Deutschland
› Institutsangaben
 

Zielsetzung Progesteron wird als Sexualsteroid im Corpus luteum gebildet, steigt jedoch während der kontrollierten ovariellen Stimulation vor IVF/ICSI in einigen Zyklen trotz Blockade der GnRH-Rezeptoren messbar an. Bislang fehlen klare Grenzwerte für Progesteron, ab der eine freeze-all Strategie zum Ausgleich der nur geringen Schwangerschaftschancen nach IVF/ICSI im Frischzyklus gewählt werden sollte.

Materialien Die Daten von 384 kontrollierten Stimulationszyklen vor IVF/ICSI und Outcome-Parameter aus den Jahren 2012-2016 wurden analysiert. Ausschließlich der erste im universitären Kinderwunschzentrum durchgeführte Zyklus einer Patientin mit Embryotransfer im Frischzyklus wurde in die Studie eingeschlossen.

Methoden Die klinische Datenanalyse erfolgte mit IBM SPSS Statistics Version 26 mittels logistischer Regression. Vorhergesagte Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten einer klinischen Schwangerschaft wurden in Abhängigkeit der vor Ovulationsinduktion bestimmten Werte für Progesteron, Estradiol und LH analysiert. Die vorhergesagte Schwangerschaftschance <10% wurde für die Ermittlung von Grenzwerten genutzt.

Ergebnisse Der Progesteronwert vor Ovulationsinduktion allein hat keinen signifikanten Effekt auf die Erkennung von Zyklen mit einer Schwangerschaftswahrscheinlichkeit von <10% (p=0,077). Die Ratio aus Progesteron (in ng/ml)*1000 und Estradiol (in pg/ml) (P/E-Ratio) kann mit einem Grenzwert von >1,84 und einer Sensitivität von 100% zur Identifikation einer niedrigen Schwangerschaftschance von <10% genutzt werden (p<0,001).

Zusammenfassung Eine erhöhte P/E-Ratio während der kontrollierten ovariellen Stimulation kann Patientinnen mit niedriger Schwangerschaftschance (<10%) mit hoher Sensitivität identifizieren. Diese Patientinnen sollten als Alternative zum Frischtransfer über eine freeze-all Strategie beraten werden. Problematisch sind unterschiedliche Bestimmungsassays für Progesteron und Estradiol, so dass die Grenzwerte der Ratio ggfs. an die Messmethoden angepasst werden müssen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. Oktober 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany