Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(10): e102
DOI: 10.1055/s-0042-1756892
Abstracts | DGGG

Die opportunistische Salpingektomie (OS) als Ovarialkarzinom-Prävention entwickelt sich zum neuen De-Facto-Standard in Deutschland

A Kather
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin, Jena, Deutschland
,
J Vorwergk
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin, Jena, Deutschland
,
JJ Cruz
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin, Jena, Deutschland
2   Universitätsklinikum Bonn, Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin im Perinatalzentrum Bonn, Bonn, Deutschland
,
AR Mothes
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin, Jena, Deutschland
3   St. Georg Klinikum Eisenach gemeinnützige GmbH, Akademisches Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums Jena, Klinik für Frauenheilkunde, Eisenach, Deutschland
,
CR Beteta
4   Universitätsmedizin Berlin Charité, Campus Virchow-Klinikum, Klinik für Gynäkologie mit onkologischer Chirurgie, Berlin, Deutschland
,
M Keller
5   Nord-Ostdeutsche Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie (NOGGO e.V, Berlin, Deutschland
,
M Pölcher
6   Rotkreuzklinikum München Frauenklinik, Abteilung für Gynäkologische Onkologie und Minimal-invasive Chirurgie, München, Deutschland
,
A Mustea
7   Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Bonn, Deutschland
,
J Sehouli
4   Universitätsmedizin Berlin Charité, Campus Virchow-Klinikum, Klinik für Gynäkologie mit onkologischer Chirurgie, Berlin, Deutschland
,
IB Runnebaum
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin, Jena, Deutschland
› Institutsangaben
 

Zielsetzung Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse sprechen für die Entstehung des häufigsten und aggressivsten Subtyps des Ovarialkarzinoms aus Vorläuferläsionen in den Eileitern. Auf Grund fehlender Früherkennungsmöglichkeiten und der schlechten Prognose entwickelte sich das Konzept der opportunistischen Salpingektomie (OS). Dabei werden bei Becken-Operationen wie der Hysterektomie die Eileiter unter Erhalt der Ovarien entfernt. Deutsche Leitlinien und Fachgesellschaftsempfehlungen äußern sich bisher zurückhaltend zur OS. Hier analysieren wir die Bedeutung der OS in der klinischen Realität in Deutschland.

Methoden (1) Befragung operativ tätiger Gynäkologinnen und Gynäkologen durch die Universitätsfrauenklinik Jena und die Frauenklinik der Charité in Zusammenarbeit mit NOGGO e.V. und AGO e. V.

(2) Abfrage der Fallzahlen im stationären Sektor von 2005 bis 2020 vom statistischen Bundesamt (Destatis).

Ergebnisse (1) Umfrage: 92% der Teilnehmer führten die OS im Rahmen einer Hysterektomie aus benigner Indikation durch. Hauptargumente: Senkung des Karzinomrisikos (96.2%) und des Risikos für Folgeoperationen (46.5%). 68,2% meinten, dass die OS jeder Frau empfohlen werden sollte, die ihre Familienplanung abgeschlossen hat und sich einer Beckenoperation mit erreichbaren Tuben unterzieht.

(2) Salpingektomien wurden 2020 (50.398 Fälle) viermal häufiger durchgeführt als 2005 (12.286 Fälle). 2020 wurden 45% aller Hysterektomien in Kombination mit einer Salpingektomie durchgeführt, bei 35-49-Jährigen über 65%. Etwa 67% der Salpingektomien wurden mit einer benignen Hauptdiagnose als mögliche Indikation für eine Hysterektomie abgerechnet und nur 11% mit Erkrankungen der Eileiter. (Runnebaum et al., DÄB 2022)

Zusammenfassung Das Meinungsbild der Gynäkologinnen und Gynäkologen, sowie die Fallzahlentwicklung zeigen eine breite Akzeptanz und Anwendung der OS in Deutschland. Ein eindeutiges Statement der Fachgesellschaften halten wir für erforderlich.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. Oktober 2022

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