Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(10): e106
DOI: 10.1055/s-0042-1756902
Abstracts | DGGG

Präimplantationsdiagnostik – quo vadis?

U Koehler
1   Medizinisch Genetisches Zentrum, Präimplantationsdiagnostik, München, Deutschland
,
T Harasim
1   Medizinisch Genetisches Zentrum, Präimplantationsdiagnostik, München, Deutschland
,
U Schön
1   Medizinisch Genetisches Zentrum, Präimplantationsdiagnostik, München, Deutschland
,
T Neuhann
1   Medizinisch Genetisches Zentrum, Präimplantationsdiagnostik, München, Deutschland
,
I Diebold
1   Medizinisch Genetisches Zentrum, Präimplantationsdiagnostik, München, Deutschland
,
A Abicht
1   Medizinisch Genetisches Zentrum, Präimplantationsdiagnostik, München, Deutschland
,
E Holinski-Feder
1   Medizinisch Genetisches Zentrum, Präimplantationsdiagnostik, München, Deutschland
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Die Präimplantationsdiagnostik ist eine sehr verlässliche Methode, Embryonen mit krankheitsverursachenden Genvarianten und Chromosomenaberrationen zu identifizieren und ist fest im Procedere der Reproduktionsmedizin und Humangenetik verankert. Der derzeitige Standard ist die genetische Untersuchung eines Trophektodermbioptats von Tag 5 Blastozysten. Anwendung finden molekulargenetische Methoden des Next-Generation Sequencing (NGS), der SNP-Microarray-Technologie oder der Short-Tandem-Repeat-Analyse zur Bestimmung des Haplotyps und der direkte Mutationsnachweis durch Einzel-Gen-Sequenzierung. Im PID-Zentrum des Medizinisch Genetischen Zentrums wurden seit 2015 354 Zyklen mit 1200 Analysen für Fragestellungen zu strukturellen und numerischen Chromosomenaberrationen (PGT-SR, PGT-A) und 169 Zyklen mit 650 Analysen für 80 verschiedene monogene Erkrankungen (PGT-M) durchgeführt (Stand April 2022). Die Schwangerschaftsrate betrug 45% pro Transfer. Die Ergebnisse der Präimplantationsdiagnostik sind sehr valide und tragen maßgeblich dazu bei, Schwangerschaften mit betroffenen Feten zu vermeiden. Eine PID ist für Eltern mit einem genetischen Risiko, die aufgrund der individuellen Familiensituation eine hohe Belastung zu tragen haben, ein Weg, ihren Kinderwunsch ohne "Schwangerschaft auf Probe" umzusetzen.

Ziel aktueller methodischer Weiterentwicklungen ist eine Zusammenführung unterschiedlicher Analysetechniken in einem einheitlichen diagnostischen Ansatz. Damit kann der simultane Nachweis des krankheitsverursachenden Haplotyps, einer strukturellen oder numerischen Chromosomenaberration und der direkte Nachweis einer Sequenzvariante erreicht werden. Das Expanded Carrier-Screening (ECS) zur Untersuchung einer Anlageträgerschaft von Genvarianten schwerer rezessiver genetischer Erkrankungen wird im Rahmen der PID eine zunehmend wichtige Rolle einnehmen. Paaren kann nach ECS gezielt eine PID für die nachgewiesene rezessive monogen vererbte Erkrankung angeboten werden. Ein weiteres Novum ist die Untersuchung zellfreier DNA aus der Blastozysten-Nährlösung, die möglicherweise eine PID ohne Biopsie der Blastozyste erlauben wird.



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Article published online:
11 October 2022

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