Das Hidradenoma papilliferum der Labie als seltene Differentialdiagnose der vulvären Raumforderungen

Zusammenfassung Es handelt sich beim Hidradenoma papilliferum (HP) um eine seltene, benigne zystische Veränderung, welche vornehmlich perianal zu finden ist. Dabei sollte es als seltene Differentialdiagnose der gutartigen vulvären, zystischen Veränderungen in Betracht gezogen werden.

Anamnese und klinischer Befund Die 39-jährige Patientin stellte sich bei Z.n. ambulanter Abszessspaltung mit erneuter Schwellung und Schmerzen der rechten Labie vor. Beschrieben wurde bei der ambulanten Abszessspaltung ein blutiges, nicht putrides Sekret. Neben Beschwerden der Labie wurden Dysmenorrhoe, ungeklärte Sterilität und Dyspareunie festgestellt. Die Patientin wurde für eine lokale Exzision des Befundes und eine diagnostische Laparoskopie mit Chrompertubation bei Verdacht auf Endometriose geplant. Die Verdachtsdiagnose lautete extragenitale Manifestation der vermuteten Endometriose an der Labia minora.

Therapie und Verlauf Intraoperativ stellte sich die 1cm große zystische livide verfärbte Raumforderung der Vulva rechtsseitig im Übergang der Labia minora auf das Vestibulum vaginae dar. Sie wurde in toto exzidiert und die Labie primär verschlossen. Eine Endometriose konnte laparoskopisch ausgeschlossen werden.

Diagnose Histologisch wurde die Zyste als Hidradenoma papilliferum klassifiziert: eine seltene benigne Neoplasie der apokrinen Drüsen, welche selten entartet. Die Befunde treten typischerweise bei Patientinnen zwischen 30-49 auf und zeigen sich häufig als rotgefärbte, zystische Raumforderungen der anogenitalen Region. Sie können auch an Kopf-, Halsregion und Augenlid auftreten. Nach kompletter Exzision ist ein Wiederauftreten selten. Die alleinige Entlastung des schmerzhaften HP wird nicht zu einer Linderung der Beschwerden führen.

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. Oktober 2022