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DOI: 10.1055/s-0042-1756972
Kindzentrierte psychosoziale Grundversorgung nach dem Modell KID-PROTEKT – RCT-Studie zeigt Mehrwert für Schwangere und Frauenarztpraxen auf
Zielsetzung Maternofetale Stressexposition gilt als Risikofaktor für eine erhöhte Vulnerabilität in Bezug auf die Entstehung von Krankheiten und Entwicklungsstörungen beim ungeborenen Kind. Im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge bedarf es deshalb eines systematischen Ansatzes zur verlässlichen, bedarfsorientierten Vermittlung psychosozialer Unterstützung aus den Frühen Hilfen und anderen sozialen Sicherungssystemen.
Methode Im Rahmen eines randomisiert-kontrollierten Studiendesigns wurde die kindzentrierte psychosoziale Grundversorgung gegenüber der Regelversorgung untersucht. Spezifisch geschulte Fachärzt*innen für Gynäkologie und Geburtshilfe und medizinische Fachkräfte aus acht Frauenarztpraxen führten über einen Zeitraum von 18 Monaten eine erweiterte psychosoziale Anamnese durch. Bei komplexen Fallkonstellationen wurde eine sozialpädagogische Fachkraft (Babylots*in) in die Beratung einbezogen.
Material Das Screening auf psychosoziale Belastungen erfolgte mittels eines im Projekt entwickelten Anhaltsbogens, der prä- und postpartal eingesetzt wurde. Bei Hinweisen auf Belastungen wurde in einem persönlichen Gespräch der individuelle Unterstützungsbedarf abgeklärt und ggf. mit Empfehlungen zu weiterführenden Hilfen dokumentiert. Anschließend wurde die Zufriedenheit auf Basis von halbstrukturierten Interviewleitfäden bei einer Teilstichprobe von n=295 Patientinnen und n=30 beteiligten Praxismitarbeitenden erfragt.
Ergebnisse Das niedrigschwellige Screening auf psychosoziale Belastungen (n=2.158) bildete einen systematischen und einfachen Einstieg in die Anamnese. Auch die rund zehnminütigen klärenden Gespräche zur individuellen Bedarfserhebung konnten gut in den Praxisalltag integriert werden. Für die nachhaltige Vernetzung an Hilfsangebote erwies sich die Zusammenarbeit mit den Babylots*innen als wichtiger Erfolgsfaktor, insbesondere bei komplexen Problemlagen. Alle befragten Praxismitarbeitenden sahen einen Mehrwert in der neuen Versorgungsform.
Zusammenfassung Vorgestellt und diskutiert werden die Befragungsergebnisse zur Akzeptanz und Machbarkeit der kindzentrierten psychosozialen Grundversorgung nach dem Modell KID-PROTEKT, welche die Empfehlungen zur Überführung in die Regelversorgung maßgeblich stützen.
Publication History
Article published online:
11 October 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
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