Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(10): e138
DOI: 10.1055/s-0042-1756986
Abstracts | DGGG

Sichelzellkrise und COVID-19 Infektion in der 37. SSW

A Park
1   Diakovere Hannover, Frauenklinik Friederikenstift, Hannover, Deutschland
,
M Stewart
1   Diakovere Hannover, Frauenklinik Friederikenstift, Hannover, Deutschland
,
M Rababah
2   Diakovere Hannover, Innere Medizin, Hannover, Deutschland
,
G Beutel
3   Medizinische Hochschule Hannover, Innere Medizin, Hannover, Deutschland
,
S Bergen
1   Diakovere Hannover, Frauenklinik Friederikenstift, Hannover, Deutschland
,
R Schild
4   Diakovere Hannover, Frauenklinik Friederikenstift & Henriettenstift, Hannover, Deutschland
› Author Affiliations
 

Anamnese und klinischer Befund Die Vorstellung der afrikanischen Patientin GII / PI erfolgte mit 36+4 SSW. mit Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und Tachypnoe, was zunächst der durch PCR bestätigten Covid-19-Erkrankung zugeschrieben wurde.

Diagnose Im stationären Verlauf erfolgte bei suspektem CTG und AZ-Verschlechterung eine primäre Sectio.

Postoperativ zeigte sich ein maternaler Hb-Abfall von initial 9,6 auf 5,7 g/dl, woraufhin die Gabe von insgesamt 3 EKs erfolgte. In Folge kam es zu einer zunehmenden Tachypnoe mit Oxygenierungsstörung und O2-Bedarf, so dass eine Verlegung auf Intensivstation mit HFNC-Therapie stattfand. Bei Verdacht auf ARDS wurde eine Dexamethason-Therapie begonnen. Aufgrund der in der CT gesehenen Hepato-Splenomegalie, laborchemischen Hämolyse-Zeichen und des auffälligen Blutausstrichs wurde die Verdachtsdiagnose einer Sichelzellkrise gestellt.

Therapie und Verlauf Nach Verlegung der Patientin in eine spezialisierte Klinik wurde dort nach frustraner NIV-Therapie zunächst eine notfallmäßige Intubation, dann bei akutem Thoraxsyndrom eine vvECMO-Implantation nötig. Eine Hb-Elektrophorese bestätigte die anamnestisch bekannte Sichelzellanämie.

Unter Austauschtransfusion mit EKs zeigte sich eine verbesserte Oxygenierung, so dass die vvECMO entfernt werden konnte. Nach wiederholt frustranen Extubationsversuchen erfolgte eine Dilatationstrachetomie. Aufgrund eines mit Sichelzellkrise assoziierten Krampfanfalls wurde eine antikonvulsive Therapie notwendig. Bei vorliegender Covid-19-Erkrankung und möglicherweise multifaktorieller Genese der respiratorischen Insuffizienz erfolgte außerdem eine Therapie mit Dexamethason und Tocilizumab.

Die Patientin konnte nach klinischer Stabilisierung und gutem AZ in die ambulante Betreuung entlassen werden.

Zusammenfassung Symptome wie Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und Tachypnoe sind für eine Covid-19 Infektion typisch, aber nicht spezifisch. Deshalb ist klinische Vigilanz angebracht, um die richtige Diagnose zu stellen.



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Article published online:
11 October 2022

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