Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0042-1756987
Pregabalin in der Schwangerschaft – Bestätigung für aktuelle Warnhinweise?
Zielsetzung Bei Pregabalin handelt es sich um ein Gamma-Aminobuttersäure-Analogon, das oft langfristig zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen, Epilepsie und Angststörungen eingesetzt wird. Die Fachinformationen für Präparate mit Pregabalin enthalten auf Veranlassung der European Medicines Agency (EMA) seit April 2022 eine Warnung vor einem Einsatz in der Schwangerschaft, da es Hinweise auf erhöhte Fehlbildungsrisiken gäbe.
Material/Methoden Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem nationalen Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 2006 und 2020 110 Schwangerschaftsausgänge nach mütterlicher Therapie mit Pregabalin in der Frühgravidität dokumentiert. Die Befunde wurden unter Einsatz des Fisher's Exact Testes mit den Daten eines Kontrollkollektives (n=353) aus demselben Zeitraum verglichen, das nicht oder unproblematisch exponiert war.
Ergebnisse 16,4% der exponierten Patientinnen (18/110) entschlossen sich ohne sonographische Hinweise auf eine gestörte Embryonalentwicklung zum Schwangerschaftsabbruch, während der Anteil im Kontrollkollektiv lediglich bei 2,0% lag (7/353; p<0,001). Die Spontanabortrate unter Einnahme von Pregabalin unterschied sich mit 12,1% (11/91) nicht signifikant (p=0,22) vom Kontrollkollektiv mit 8,1% (28/347). Nach intrauteriner Exposition mit Pregabalin im ersten Trimenon wurden drei Kinder mit kongenitalen Anomalien registriert: Corpus-callosum-Agenesie, Ventrikel- und Vorhofseptumdefekt, Fußanomalie, Ohrdysplasie, Hörverlust, Hufeisenniere, psychomotorische Retardierung; Ventrikelseptumdefekt; Lippen-Gaumenspalte. Im Vergleich zum Kontrollkollektiv lag das Fehlbildungsrisiko unter Medikation mit Pregabalin nicht über dem Signifikanzniveau (3/80=3,7% vs 6/318=1,9%; p=0,39; relatives Risiko 1,99; 95%-Konfidenzintervall: 0,51 – 7,78). Ein homogenes Fehlbildungsmuster fiel nicht auf.
Zusammenfassung Ein hohes teratogenes Potential bei mütterlicher Therapie mit Pregabalin im ersten Trimenon ließ sich in unserem Kollektiv nicht bestätigen. Allerdings sollte der Wirkstoff angesichts der widersprüchlichen Bewertungen derzeit in der Schwangerschaft möglichst vermieden werden.
Publication History
Article published online:
11 October 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany