Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(10): e139-e140
DOI: 10.1055/s-0042-1756990
Abstracts | DGGG

Ein seltener Fall: Lebensbedrohliche präpartale Blutung in der 23. SSW mit Erstdiagnose eines klassischen Hodgkin-Lymphoms

E Pecqueux
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
,
P Matzner
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
,
A Schindelhauer
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
,
J-L Winkler
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
,
P Wimberger
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
,
C Birdir
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
2   Zentrum für feto/neonatale Gesundheit an der TU Dresden, Dresden, Deutschland
› Institutsangaben
 

Zusammenfassung Wir berichten über den Fall einer 30-jährigen V-Gravida II-Para, bei der es in der 23. SSW zu einer plötzlichen lebensbedrohlichen Blutung mit disseminierter intravasaler Gerinnung kam und im weiteren Verlauf ein klassisches Hodgkin-Lyphom diagnostiziert wurde.

Anamnese, klinischer Befund, Diagnose Eine 30-jährige V-Gravida II-Para mit tiefsitzender Plazenta stellte sich in der 22+1. SSW mit plötzlicher lebensbedrohlicher vaginaler Blutung über unseren Schockraum vor.

Die im Rahmen der Notfallversorgung durchgeführte transthorakale Echokardiographie ergab neben dem Verdacht auf eine stattgehabte Fruchtwasserembolie ebenfalls eine unklare mediastinale Raumforderung. Nach Stabilisierung der Patientin erfolgte die Punktion, die Histologie ergab ein klassisches Hodgkin-Lymphom.

Therapie In Zusammenarbeit mit den onkologischen Kollegen begannen wir die kurative Chemotherapie nach dem ABVD-Schema. In der 23+3. SSW wurde bei erneuten vaginalen Blutungen, muttermundswirksamer Wehentätigkeit und beginnender vorzeitiger Plazentalösung die Indikation zur eiligen sekundären Sectio caesarea gestellt. Der Eingriff verlief komplikationslos, das Kind wurde postpartal auf die neonatologische Intensivstation übernommen (Junge, 420g, NapH 7,44, Apgar 6/7/7).

Postpartal wurde die Chemotherapie mit kurativem Ansatz auf das BEACOPP-Schema eskaliert.

Verlauf Vier Monate nach dem initialen Blutungsereignis bestand eine vollständige metabolische Remission und somit keine Indikation zur Strahlentherapie.

Der frühstgeborene Junge konnte mit einem korrigierten Gestationsalter von 39+0 SSW und einer milden bronchopulmonalen Dysplasie nach Hause entlassen werden.

Fazit Dieser seltene Fall zeigt die Wichtigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit bei der Betreuung von schwangeren Krebspatientinnen sowie eines entschiedenen interdisziplinären Notfallmanagements bei massiver präpartaler Blutung.

Bemerkung Dieser klinische Fall wurde als Postervorstellung bei der Jahrestagung des MGFG 2022 präsentiert (inklusive Veröffentlichung des Abstracts online/E-only in der Zeitschrift GebFra).



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. Oktober 2022

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