Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(10): e140
DOI: 10.1055/s-0042-1756991
Abstracts | DGGG

Implementierung einer neuen Routine: Physiologie-basiertes Abnabeln in der Erstversorgung von Frühgeborenen

E Pecqueux
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
,
J-L Winkler
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
,
L Mense
2   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Technischen Universität Dresden, Abteilung für Neonatologie, Dresden, Deutschland
,
B Seipolt
2   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Technischen Universität Dresden, Abteilung für Neonatologie, Dresden, Deutschland
,
P Wimberger
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
,
M Rüdiger
2   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Technischen Universität Dresden, Abteilung für Neonatologie, Dresden, Deutschland
3   Zentrum für feto/neonatale Gesundheit an der TU Dresden, Dresden, Deutschland
,
C Birdir
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
3   Zentrum für feto/neonatale Gesundheit an der TU Dresden, Dresden, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einleitung Die AWMF-Leitlinie zur Frühgeburt empfiehlt das verzögerte Abnabeln von Frühgeborenen1. Eine aktuelle Meta-Analyse mit insgesamt 6852 Frühgeborenen hat eine Mortalitätsreduktion durch das verzögerte Abnabeln gezeigt2. Während das verzögerte Abnabeln in der Versorgung von reifen Neugeborenen im Kreißsaal die Routine darstellt, stellt die Umsetzung eines solchen Vorgehens im Rahmen der Frühgeburt Geburtshelfer vor eine große praktische Herausforderung.

Methodik Dieser Herausforderung begegnet ein in den Niederlanden entwickelter Geburtstisch (Concord Birth Trolley), der das sogenannte Physiologie-basierte Abnabeln (physiological-based cord clamping; PBCC) im Operationssaal sowie am Kreißbett ermöglicht. In den vorliegenden klinischen Studien zum PBCC bestätigte sich sowohl die Machbarkeit als auch die Wirksamkeit mit einem signifikant früheren Erreichen respiratorischer Stabilität3,4.

Der Geburtstisch erlaubt als mobile Einheit die neonatologische Erstversorgung noch vor dem Abnabeln in direkter Nähe zur Mutter. Das Frühgeborene wird nach Entwicklung auf der höhenverstellbaren und schwenkbaren Babyschale gelagert, eine darüber angebrachte Wärmelampe sorgt für Temperaturkonstanz. Der versorgende Neonatologe steht steril mit am Operationstisch und versorgt das Frühgeborene bis eine stabile Transition vom fetalen zum neonatalen Kreislauf erreicht ist. Erst dann erfolgt das Abnabeln und der Transport in die neonatologische Reanimationseinheit. Das Gerät ermöglicht ebenso eine frühzeitige Kontaktaufnahme durch die Mutter noch während der Operation und erlaubt so ein frühstmögliches Bonding im Rahmen der Frühgeburt.

Zusammenfassung Als erstes Perinatalzentrum Deutschlands haben wir uns an der Universitätsklinik Dresden für die Etablierung des PBCC bei Frühgeborenen entschieden. Wir berichten nun von der Implementierung dieses neuen Verfahrens in der klinischen Routine.

1. doi: 10.1055/a-0979-1028

2. doi: 10.1001/jamapediatrics.2021.0102

3. doi: 10.1136/archdischild-2018-315483

4. doi: 10.1016/j.resuscitation.2019.12.007



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. Oktober 2022

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