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DOI: 10.1055/s-0042-1757009
Präpartales Screening auf Depression in einem Perinatalzentrum Level 1 im Verlauf der COVID-19 Pandemie
Zielsetzung Peripartale Depression ist eine der häufigsten psychischen Erkrankung im geburtshilflichen Bereich. Die Prävalenz wird in der Literatur mit 10 – 15 % angegeben. Eine Pilotstudie im Raum Nürnberg startete mit der Zielsetzung Patientinnen mit peripartaler Depression frühzeitig zu identifizieren und zu behandeln.
Methoden An unserer Klinik wurden zwischen 1. April 2020 und 30. April 2022 allen Patientinnen, bei der Geburtsvorstellung der EPDS Plus-Fragenbogen gegeben (Edinburgh postnatal depression scale mit zwei Zusatzfragen nach Gewalterfahrung und Trauma). Insgesamt 4208 Patientinnen füllten den Fragebogen aus. Ab einer Punktzahl von 10 wurde die Patientin an teilnehmende Beratungsstellen oder psychotherapeutischen Einrichtungen angebunden. Es wurden Zwischenauswertungen zum 30.07.2020 und 30.06.2021 zur Verlaufsentwicklung durchgeführt.
Ergebnisse In unserem Kollektiv lag die Prävalenz der präpartalen Depression über den gesamten Zeitraum bei 12 % (6% leichte Auffälligkeiten, 6 % schwere Auffälligkeiten).
Gewalterfahrung und Traumaerfahrung sind in dem Kollektiv mit Depression deutlich häufiger festzustellen als in dem Kollektiv mit unauffälligem EPDS-Fragebogen und umso häufiger, je höher der EPDS-Punktwert.
Die Angabe von Gewalterfahrung hat in unserem Kollektiv im Laufe der COVID-19-Pandemie zugenommen (3% -> 9 % -> 14 %).
Diskussion Die Prävalenz in unserem Kollektiv entspricht der hohen, in der Literatur beschriebenen, Prävalenz. Sie kann unbehandelt zur Chronifizierung bei der Mutter und zu schweren kindlichen Störungen führen. Mit einem vertretbar geringen Aufwand (ca. 10-15 Minuten bei auffälligem EPDS+ Fragebogen) ließen sich die Risikopatientinnen identifizieren und spezifisch anbinden. Die Studie gibt Hinweise dafür, dass die COVID 19 Pandemie zwar nicht das Auftreten von präpartaler Depression verstärkt, aber möglicherweise die Rate an Gewalterfahrungen erhöht.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. Oktober 2022
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Georg Thieme Verlag
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