Psychische Gesundheit nach Fertilitätserhalt mit Kryokonservierung von Ovargewebe und Eizellen bei Frauen mit Krebserkrankungen

Zielsetzung Ziel dieser Analyse von Teildaten einer umfangreichen Befragungsstudie war es, Aussagen über die psychische Gesundheit von Frauen nach Krebserkrankungen zu erhalten, bei denen zur Fertilitätsprotektion Ovargewebe oder Eizellen eingefroren wurden.

Methoden Im Universitäts-Kinderwunschzentrum erfolgten von 2005 bis 2019 bei 121 Krebspatientinnen Kryokonservierungen. Für diese Studie wurden zwischen 10/2021-05/2022 semistrukturierte Interviews durchgeführt. Bestandteil der Interviews war ein standardisierter, validierter Kurzfragebogen zur allgemeinen psychischen Gesundheit (Mental Health Inventory-5, MHI-5).

Ergebnisse 92,6% der Frauen im Alter von 34,1±6,7(19-49) Jahren wurden 7,3±3,4(2-17) Jahre nach Kryokonservierung befragt. Jede dritte dieser Frauen wurde nach Krebs schwanger, 8 der Frauen nutzten das Kryodepot. Bei 42/88 (47,7%) zeigte sich im MHI-5 ein erhöhtes Risiko für psychische Störungen. Im Gruppenvergleich zwischen niedrigem und erhöhtem Risiko zeigten sich:

- Keine Unterschiede bei Alter, konserviertem Material, Kinder vor Krebserkrankungen, Häufigkeit Mammakarzinom

- Bei niedrigerem psychischen Risiko häufiger feste Partnerschaft, erfüllter Kinderwunsch nach Krebs (p=0,037), subjektiv bessere Gesundheit am Befragungstag (p=0,002)

- Bei höherem Risiko häufiger fortgeführte Behandlung, Krebsdiagnose M. Hodgkin

Zusammenfassung Fast jede zweite befragte Frau nach Krebs weist gemäß einem Kurzfragebogen zur psychischen Gesundheit ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen auf. Einflussfaktoren auf das psychische Wohlbefinden von Frauen nach Fertilitätsprotektion sind im weiteren Leben nach Krebserkrankung äußerst vielfältig und werden in der gesamten Fragebogenstudie noch genauer berücksichtigt. Signifikant häufiger haben Frauen mit niedrigerem Risiko für psychische Störungen Kinder nach Krebs bekommen. Ein Routinenachsorgekonzept sowie Angebote zur psychologischen Beratung und ggfs. Therapie unterstützen junge Frauen nach Krebs bei Entscheidungen zur Realisierung des Kinderwunsches.

Publication History

Article published online:
11 October 2022