Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(10): e162-e163
DOI: 10.1055/s-0042-1757051
Abstracts | DGGG

Somatische Genveränderungen beim Endometriumkarzinom und Korrelation mit Veränderungen der Keimbahn

E Sieghartsleitner
1   Medizinische Universität Graz, Abteilung für Gynäkologie, Graz, Österreich
,
S Sunitsch
2   Medizinische Universität Graz, Diagnostik- & Forschungsinstitut für Pathologie, Graz, Österreich
,
A Rief
1   Medizinische Universität Graz, Abteilung für Gynäkologie, Graz, Österreich
,
P Regitnig
2   Medizinische Universität Graz, Diagnostik- & Forschungsinstitut für Pathologie, Graz, Österreich
,
J Geigl
3   Medizinische Universität Graz, Diagnostik- & Forschungsinstitut für Humangenetik, Graz, Österreich
,
K Tamussino
1   Medizinische Universität Graz, Abteilung für Gynäkologie, Graz, Österreich
,
F Peintinger
1   Medizinische Universität Graz, Abteilung für Gynäkologie, Graz, Österreich
› Author Affiliations
 

Einleitung Etwa 3% aller Endometriumkarzinome können auf ein hereditäres Tumordispositionssyndrom, das Lynch-Syndrom zurückgeführt werden. Ursächlich dafür ist eine pathogene Sequenzvariante in einem DNA-Mismatch-Reparaturgen (MLH1, MSH2, MSH6, PMS2, EPCAM). Bei Mutationsträgerinnen tritt das Endometriumkarzinom häufig bereits vor dem kolorektalen Karzinom als sogenanntes „Sentinel“-Karzinom auf. Ziel dieser Studie war es zu zeigen, in welcher Art und Häufigkeit somatische Mutationen der Mismatch-Reparaturgene beim Endometriumkarzinom nachweisbar sind sowie die Korrelation dieser Daten mit Veränderungen der Keimbahn.

Material und Methodik Tumorgewebe von 181 Patientinnen mit Endometriumkarzinom wurde mittels Immunhistochemie auf Hinweise einer pathogenen Sequenzvariante im Mismatch-Reparatursystem untersucht. Bei somatischen Auffälligkeiten der Mismatch-Reparaturgene wurden diese mit dem Ergebnis der Mutationen nach der Keimbahntestung korreliert.

Ergebnisse In 51 von 181 (25%) Endometriumkarzinomen wurden durch Immunhistochemie MMR-d Endometriumkarzinome identifiziert. Die meisten dieser Tumore zeigten einen endometrioiden Subtyp (44/51, 86%). 35 der 51 Fälle (69%) waren durch eine Promotorhypermethylierung des MLH1-Gens bedingt. 16 Patientinnen (31%) mit Verdacht auf Lynch Syndrom bedingtes Endometriumkarzinom wurde die Keimbahntestung empfohlen. 5 (31%) Patientinnen weisen eine pathogene Variante in einem MMR-Gen auf, bei einer fand sich eine unklassifizierte Variante, bei 4 keine Mutation und in 6 Fällen konnten keine genetischen Daten erhoben werden. Somit war das Endometriumkarzinom in unserer Population bei mindestens 2,8% Lynch-Syndrom bedingt.

Schlussfolgerung Unsere Studie zeigte eine Prävalenz von mindestens 2,8% an Lynch-Syndrom bedingten Endometriumkarzinomen. Unter den MMR-d Endometriumkarzinomen nach Ausschluss einer Promotorhypermethylierung des MLH1-Gens zeigte sich die Prävalenz mit 31% deutlich höher. Screening-Algorithmen sowie die Entwicklung einer individualisierten Früherkennung, basierend auf sequenzspezifischen Varianten in den Mismatch-Reparaturgenen sind notwendig.



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Article published online:
11 October 2022

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