Rolle der Fertilitätserhaltenden Therapie bei Patientinnen mit Borderline-Tumoren des Ovars

Hintergrund Borderline-Tumore (BOT) gelten als seltene Tumore des Ovars und treten häufig in jüngerem Alter auf, weshalb einer Fertilitätserhaltenden Therapie (FSS) große Bedeutung zukommt.

Methoden Analyse von Patientinnen, die mit einem BOT zwischen 1999 und 2022 an unserem Gynäko-Onkologischen Zentrum behandelt wurden. In allen Fällen erfolgte zur Qualitätssicherung eine histopathologische Zweitbegutachtung.

Ergebnisse Es wurden 469 Patientinnen, davon 365 (77,8%) im FIGO-Stadium I und 104 (22,2%) Patientinnen im FIGO-Stadium ≥II behandelt. 138 Patientinnen (29,4%) erhielten eine FSS.

Bei radikaler Operation wurden 5/331 (1,5%) Rezidive und 4/331 (1,2%) maligne Transformationen beobachtet. Die Rezidivrate betrug bei FIGO I 0/258 (0%) und bei FIGO II-IV 5/73 (6,8%).

Bei FSS zeigten sich 17/138 (12,3%) Rezidive und 1/138 (0,7%) maligne Transformation. Die Rezidivrate bei FIGO I lag bei 6/107 (5,6%) und bei FIGO II-IV bei 11/31 (35,5%).

Multivariat zeigten sich FIGO-Stadien III-IV (HR = 22,7; 95%-CI: 7,4–69; p <0.001) und FSS (HR = 18,2; 95%-CI: 4,8–69; p <0.001) als Risikofaktoren für ein Rezidiv.

35 Patientinnen wurden mit einem Rezidiv eines BOT behandelt. Bei 11 (36,7%) Patientinnen erfolgte eine erneute FSS. Die Rezidivrate bei neuerlicher FSS betrug 1/11 (9%) und bei radikaler Operation 3/24 (12.5%).

Schlussfolgerungen Bei Durchführung einer qualitätsgesicherten Behandlung von Patientinnen mit BOT ist das Risiko für eine maligne Transformation sehr gering. Nach individueller Abwägung ist eine FSS bei BOT in frühen FIGO-Stadien sicher. Über ein erhöhtes Rezidivrisiko muss insbesondere bei höheren FIGO-Stadien aufgeklärt werden. Eine FSS kann auch in der Rezidiv-Situation in selektionierten Fällen erneut erwogen werden.

Publication History

Article published online:
11 October 2022