Ein neuer Aspekt der Tumoraggressivität: die Rolle der Desmoplasie beim Endometriumkarzinom

Hintergrund Unter Desmoplasie wird die verstärkte Bildung von kollagenhaltigem Gewebe durch aktivierte Fibroblasten im Randbereich eines Tumors verstanden. Während an einigen Tumorentitäten bereits intensiv zur Desmoplasie geforscht wird, ist die Bedeutung der desmoplastischen Stromareaktion beim Endometriumkarzinom noch nicht untersucht.

Methoden Es wurden insgesamt 188 Patientinnen die im Zeitraum von 2014 bis 2021 in der Universitätsfrauenklinik Leipzig aufgrund eines primären Endometriumkarzinoms operiert worden sind erfasst und retrospektiv ausgewertet. Histopathologische Angaben bezüglich des Vorhandenseins einer Desmoplasie am endgültigen Tumorpräparat waren in 87 Fällen vorhanden.

Ergebnisse In 47 (55,2%) Fällen lag eine Desmoplasie vor. Es zeigte sich eine signifikante Assoziation zwischen Desmoplasie und einem höheren Tumorstadium (pT1a vs. >pT1a, p= 0,0191). Zudem konnte eine signifikante Assoziation zwischen Desmoplasie und der Infiltration von Lymphgefäßen (45,8% in der Desmoplasie-Gruppe vs. 23,1% in der Gruppe ohne Desmoplasie, p= 0,0421) nachgewiesen werden. Die Tumore in der Desmoplasie Gruppe waren häufiger schlecht differenziert, als die Tumore in der Gruppe ohne Desmoplasie (47,9% vs. 38,5%, p= 0,27). Des Weiteren hatten die Patientinnen in der Desmoplasie Gruppe einen signifikant niedrigeren BMI (28, IQR 23-31) gegenüber der Gruppe der Patientinnen ohne Desmoplasie (31, IQR 27-38, p = 0,0067).

Schlussfolgerung Die desmoplastische Stromareaktion scheint beim Endometriumkarzinom mit einem aggressiveren Tumorphänotyp assoziiert zu sein und sollte in Zukunft mehr Beachtung finden. Weitere Analysen mit größeren Patientenkollektiven sind notwendig, um unsere Ergebnisse zu validieren und zusätzliche Informationen gewinnen zu können.

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. Oktober 2022