Transfusionsmedizin 2017; 7(01): 13
DOI: 10.1055/s-0043-101151
Aktuell referiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommentar: vCJD: Risikoanalyse für asymptomatische Spender und Empfänger

Rezensent(en):
Holger Hennig
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. März 2017 (online)

Die übertragbaren spongiformen Enzephalopathien (TSE) sind für uns Mediziner nach wie vor schwer zu verstehen, da sie durch ein infektiöses Agens verursacht werden, welches nicht in das Lehrbuchwissen über Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten passt. Hinzu kommen noch die irreführenden Bezeichnungen, die sich auf die Erkrankungen der jeweiligen Spezies beziehen. Bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE) und die sog. Variante der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (vCJD) werden offenbar durch den gleichen Erreger verursacht, für den es bis heute keinen Namen gibt. Dagegen sind vCJD und die klassische (spontane, d. h. nicht infektiöse) Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (sCJD) wahrscheinlich nur entfernt verwandt. Die BSE (= vCJD) ist eine Infektionskrankheit und Zooanthroponose, die bisher hauptsächlich über die Nahrung vom Rind auf den Menschen übertragen wurde. In 4 dokumentierten Fällen ist die Übertragung durch Blut von Menschen auf Menschen möglich, mit einer Wahrscheinlichkeit, die etwa gleich hoch ist wie die über die Nahrung vom Rind auf den Menschen. Beweise für die Übertragung durch Blutprodukte sind nicht zu führen, da z. B. keine Nukleinsäuren involviert sind, deren Sequenzen man vergleichen könnte. Die Wahrscheinlichkeit allerdings ist nicht zu negieren, da wir wissen, dass man alle möglichen Infektionserreger, sofern sie sich in ausreichender Dosis im Blut befinden und funktionstüchtig sind, durch Blut übertragen kann. Die hier referierte Arbeit von Checchi et al. unterstreicht die bisher publizierten Ergebnisse aus der „UK Transfusion Medicine Epidemiology Review Study“ (TMER-Studie) [1]. Demnach wurden im Vereinigten Königreich seit 2007 keine weiteren transfusionsassoziierten vCJD-Fälle mehr beobachtet. Über die TSE gibt es in Zukunft sicher noch viel zu lernen. Was die Erreger betrifft, so sollte man zu nachvollziehbaren Bezeichnungen kommen. Im Falle der vCJD könnte das z. B. „BSE-Prion“ sein.

 
  • Literatur

  • 1 Urwin PJM, Mackenzie JM, Llewelyn CA. et al. Creutzfeldt-Jakob disease and blood transfusion: updated results of the UK Transfusion Medicine Epidemiology Review Study. Vox Sang 2016; 110: 310-316