RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0043-101946
Sonderforschungsbereich SFB 738: Optimierung konventioneller und innovativer Transplantate
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
20. April 2017 (online)
Einleitung
Der SFB 738 erforscht grundlegende Mechanismen, welche zum Transplantatversagen führen, sowie Mechanismen zur Rekurrenz von Grundkrankheiten nach Transplantation. Darüber hinaus sucht der SFB 738 nach Alternativen zur konventionellen Organtransplantation mit besonderem Schwergewicht auf Verfahren der Zell- und Gentherapie, wie z. B. Hepatozytentransplantation. Seit ihrer Gründung gehört die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) zu den führenden Transplantationszentren, national wie international. An der MHH werden alle soliden Organtransplantationen durchgeführt (Leber, Niere, Lunge, Herz, Pankreas). Außerdem betreibt die MHH ein großes hämatopoetisches allogenes und autologes Stammzelltransplantationsprogramm sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Auch im Bereich der Lebendorganspende, vor allem der Niere, gehört die MHH zu den führenden Zentren. Während bei den soliden Organtransplantationen die Fortschritte der letzten Jahrzehnte vor allem auf der Entwicklung der chirurgischen Technik beruhten, ermöglicht die jahrzehntelange Erfahrung jetzt das Studium der Mechanismen zur chronischen Transplantatdysfunktion. Dabei gibt es für die verschiedenen Organsysteme gemeinsame, aber auch unterschiedliche, spezifische Probleme. Gemeinsam ist der generelle Anstieg des Alters der Organspender wie auch der Organempfänger. Spezifische Probleme entstanden in den letzten Jahren bei der Lebertransplantation durch den dramatischen Rückgang der Organspende und die Einführung des Meldesystems MELD zur Organallokation. Dadurch werden immer kränkere Patienten transplantiert; die Sterblichkeit wird von der Warteliste auf die Zeit nach der Transplantation verlagert. Bei der Niere besonders aktuell ist die Erforschung der chronischen Dysfunktion durch antikörpervermittelte Abstoßung (AMR), während bei der Lungentransplantation das Bronchiolitis-Obliterans-Syndrom (BOS) eine Hauptursache für die chronische Transplantatdysfunktion darstellt. Nach der Lebertransplantation konnte die Rekurrenz von Grundkrankheiten, vor allem der Virushepatitiden, durch die therapeutischen Fortschritte der letzten Jahre verringert werden. In der Hämatologie ist die Rekurrenz der Leukämie nach Knochenmark- bzw. Stammzelltransplantation unverändert ein großes, bisher ungelöstes Problem. Die Rekonstitution des Immunsystems nach Transplantation mit rascher Wiederherstellung der Immunkompetenz gegenüber Infektionen stellt ein weiteres wichtiges und ungelöstes Problem dar, wobei gleichzeitig eine Graft-versus-Host-Disease (GvHD) vermieden und eine Graft-versus-Leukemia (GvL)-Reaktion erhalten bleiben soll. Die aktuellen Herausforderungen an die Transplantationsmedizin sind in [Abb. 1] zusammengefasst.