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DOI: 10.1055/s-0043-103015
Letter to the Editor: A. Probst, N. Reimers, A. Hecht, R. Langenhan: Geriatrische proximale Femurfraktur und Harnwegsinfekt – Überlegungen zur perioperativen Infektionsprophylaxe
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
06. Juli 2017 (online)
Dem Aufruf von Probst et al. [1] zur Diskussion kommen wir gern nach. Bei proximalen Femurfrakturen (PFF) wird zur Vermeidung allgemeiner Komplikationen und erhöhter Mortalität wie auch im Hinblick auf erfolgreiche Rehabilitation ein früher OP-Zeitpunkt empfohlen und eine präoperative Verweildauer über 48 Stunden selbst bei Schwerstkranken als kritisch erachtet [3], [4]. Verzögerungsursachen sind patientenbezogen oder logistisch [11]. Aus unserer Sicht ist es richtig, bei patientenbezogenen Faktoren nicht um jeden Preis eine Verkürzung der präoperativen Liegezeit anzustreben, sondern auf eine optimale Vorbereitung zu achten, selbst wenn sich die präoperative Verweildauer über 48 Stunden verlängert (Bsp. Gerinnungssituation bei neuen oralen Antikoagulanzien [7], [11]). Probst et al. erörtern, ob ein „Urin-Screening“ gerechtfertigt ist, um daraus Konsequenzen hinsichtlich potenzieller Implantat- bzw. Protheseninfektionen und ggf. verlängerter präoperativer Verweildauer abzuleiten. Sie zeigen zunächst retrospektiv bei ihren Implantatinfektionen (1,9%, 42/2161 Patienten) eine Verschiebung des Erregerspektrums von Staphylococcus aureus (2005 – 2009) zu S. epidermidis und Enterococcus spp. (2010 – 2014). Untersuchungen im Zusammenhang mit einer Bakteriurie erfolgten nicht. Prospektiv (09/12 – 11/15) zeigen sie, dass 36% (125/351) ihrer Patienten mit PFF zum Zeitpunkt der Krankenhauseinweisung eine Bakteriurie aufwiesen. Es überwog Escherichia coli als Einzelkeim (79/125), S. aureus war ausgesprochen selten (1/125 als Einzelkeim, 1/125 im Rahmen einer Mischinfektion). Von den Patienten mit Bakteriurie hatten 47% (59/125) eine Leukozyturie und einen positiven Nitritwert, was von den Autoren als (laborchemisch) symptomatische Harnwegsinfektion (HWI) gewertet wurde. Die Autoren stellen zur Diskussion, hinsichtlich des OP-Zeitpunkts präoperative HWI zu berücksichtigen, um das Risiko einer tiefen Wundinfektion mit Prothesen-/Implantatinfektion durch eine floride HWI gering zu halten: Bei allen geriatrischen Patienten mit PFF wird eine Urinprobe empfohlen. Bei Bakteriurie mit Leukozyturie und positiven Nitritbefund im Urinsediment wird von einem (laborchemisch) symptomatischen HWI ausgegangen, der einen Behandlungsbeginn mit einem Breitbandantibiotikum nach sich ziehen soll. Bei positivem Bakteriennachweis soll zusätzlich eine Keimbestimmung (Urinkultur) erfolgen. Bei persistierenden Symptomen der HWI könnte das Ergebnis eines Antibiogramms abgewartet und dann gezielt therapiert werden. Die Autoren verweisen darauf, dass sich infolge des Abwartens eines Antibiogramms dann die geforderte 48-Stunden-Grenze nicht einhalten lässt. Das sei vertretbar, weil (1) ein Antibiogramm meist innerhalb von 72 Stunden vorliegt, (2) der rationale Einsatz von Antibiotika der Resistenzentwicklung der Keime entgegenwirkt und (3) eine Korrelation zwischen den postoperativen Komplikationen und der Mortalität besteht, nicht aber zwischen dem OP-Zeitpunkt nach 48 Stunden und der Mortalität. Darüber hinaus regen sie an, aufgrund zunehmender Cephalosporinresistenzen (sowohl bei den Keimen der Harnwegsinfekte als auch bei denen der tiefen Wundinfektionen mit bakterieller Besiedelung des Implantats) Konzepte der perioperativen Infektionsprophylaxe zu überdenken.
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Literatur
- 1 Probst A, Reimers N, Hecht A. et al. Geriatrische proximale Femurfraktur und Harnwegsinfekt – Überlegungen zur perioperativen Infektionsprophylaxe. Z Orthop Unfall 2016; 154: 477-482
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