Rehabilitation (Stuttg) 2017; 56(02): 127-140
DOI: 10.1055/s-0043-104205
CME-Fortbildung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Hauterkrankungen

Rehabilitation of Children and Adolescents with Chronic Skin Diseases
R. Stachow
,
M. Küppers-Chinnow
,
S. Scheewe
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. April 2017 (online)

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Zusammenfassung

Chronische Hauterkrankungen sind eine häufige Indikation für eine Rehabilitation bei Kindern und Jugendlichen. Die größte Rolle spielen das atopische Ekzem und die Psoriasis. Aber auch andere seltene kongenitale Dermatosen wie Ichthyosen oder Epidermolysis bullosa können rehabilitiert werden. Patienten mit Hauterkrankungen sind oft erheblich stigmatisiert und berichten über eine eingeschränkte Lebensqualität und Teilhabe. Auch die somatische und psychosoziale Entwicklung der Kinder ist bei den schweren Formen oft erheblich beeinträchtigt. Das Konzept der stationären Rehabilitation besteht einerseits in der Erarbeitung eines individuell angepassten topischen Therapieplans, der oft einem Stufenkonzept folgt und dem Schweregrad der Hauterscheinungen angepasst ist. Andererseits wird das Krankheitsmanagement der Kinder und der betroffenen Familien gefördert. Hierbei sollte man spezifische Fertigkeiten vermitteln und einüben wie den Umgang mit Juckreiz, das Erlernen von Eincreme- und Verbandstechniken oder auch die gezielte Anwendung von medizinischen Bädern mit geeigneten Zusätzen. Weiterhin sollte man die Motivation zu einem angepassten Krankheitsumgang und spezifische Ressourcen fördern, um die erheblichen psychosozialen Belastungen besser kompensieren zu können.

Die Ergebnisse nach der Rehabilitation zeigen – je nach Grunderkrankung – meist nicht nur einen verbesserten Hautzustand, sondern auch eine verbesserte Lebensqualität und Teilhabe.

Chronische Hautkrankheiten machen rd. 8,4 % aller Rehabilitationsmaßnahmen bei Kindern und Jugendlichen aus [1]. Das atopische Ekzem ist dabei die häufigste Reha-Indikation – deutlich seltener treten hingegen Erkrankungen wie Epidermolysis bullosa oder kongenitale Ichthyosen auf. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die verschiedenen Krankheitsbilder, mögliche Einschränkungen der Teilhabe sowie rehabilitative Ansätze, um diese zu überwinden.

Abstract

Chronic skin diseases are a common indication for inpatient rehabilitation in children and adolescents. Atopic eczema and psoriasis play the most important role. But other rare congenital dermatoses such as ichthyoses or epidermolysis bullosa can also be rehabilitated. Patients with skin diseases are often considerably stigmatized and report a limited quality of life and participation. The somatic and psychosocial development of the children is also often severely affected by severe forms of the diseases. The concept of inpatient rehabilitation is, on the one hand, the development of an individually adapted topical therapy plan, which often follows a step concept and is adapted to the severity of the skin symptoms. On the other hand, the disease management of children and affected families is promoted. Specific skills such as dealing with itching, learning of cream and dressing techniques, as well as the targeted application of medical baths with suitable additives are taught and practiced. In addition, the motivation for an adapted dealing with the disease and specific resources is promoted in order to comply better with the considerable psychosocial burdens.

The results after the rehabilitation show, depending on the basic disease, not only an improved skin condition but also an improved quality of life and participation.

Kernaussagen
  • Die Neurodermitis und die Psoriasis sind die häufigsten chronischen Hautkrankheiten im Kindes- und Jugendalter.

  • In Abhängigkeit des Schweregrads der Hauterkrankungen führen diese zu Stigmatisierung, Beeinträchtigungen der Lebensqualität und Einschränkungen der Teilhabe nicht nur der Betroffenen selbst, sondern der gesamten Familie.

  • Die Förderung des Krankheitsmanagements ist die Hauptaufgabe der Rehabilitation. Motivierende Methoden sind hilfreich, dieses Ziel zu erreichen.

  • Ein gutes Krankheitsmanagement durch die betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie deren Familien führt zu einer deutlichen Verbesserung eingeschränkter Lebensqualität und Teilhabe. Ziel ist ein möglichst uneingeschränkter Übergang in das Erwachsenenleben und die Erwerbstätigkeit.

  • Die Rehabilitation von Patienten mit seltenen angeborenen und schweren Hauterkrankungen wie konnatalen Ichthyosen und EB erfordert eine hohe Expertise und einen erhöhten personellen Aufwand.