JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2017; 06(03): 89
DOI: 10.1055/s-0043-105391
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

Katrin S. Rohde
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Publication Date:
06 June 2017 (online)

Kinderkrankenpflege bedeutet, mit Menschen aller Altersklassen und Lebenssituationen umzugehen.

(Katrin S. Rohde)

Seit dem ersten Erscheinen in 2012 ist Familienorientierung eine tragende Säule der Fachzeitschrift JuKiP. Dies entspricht einer Sichtweise auf die Kinderkrankenpflege, die die betreuten Kinder als Teil eines Systems begreift; eines Systems, das Einfluss auf die Gesundheit des Kindes hat, sein Gesundheitsverhalten wesentlich mitprägt und das durch eine gesundheitliche Beeinträchtigung des Kindes Irritationen erfährt, die je nach Schwere eine Neuausrichtung des Familiensystems erfordern. Kinderkrankenpflege ist sehr viel mehr, als Menschen ohne direkten Bezug dazu oft denken: „Kindergartenschwester, das ist ja schön, den ganzen Tag mit Kindern spielen.“ Da klingt sie heraus, die Vorstellung, den ganzen Tag spielen zu dürfen und damit Geld zu verdienen. Wenn dann klar wird, dass nicht „Kindergarten“ sondern „Kinderkranken“-pflege gemeint ist, heißt es: „Na gut, dann findet das Spielen eben im Krankenhaus statt.“ Ja, spielen gehört dazu, ist aber nur ein kleiner Teil einer vielfältigen Aufgabe: Die von Pflegenden betreuten Kinder sind nicht alle klein und spielen. Sie sind bis zu 18 Jahre alt. Manchmal sind sie zu krank zum Spielen, manchmal haben sie Einschränkungen, die besondere Erfordernisse mit sich bringen. Wie bei Erwachsenen auch. Was sie von Erwachsenen jedoch unterscheidet, ist ihre Eingebundenheit und ihre Abhängigkeit: Sie können rechtlich gesehen keine Therapieentscheidungen treffen, sie können sich bis zu einem gewissen Alter nicht selbst versorgen und sie brauchen Rahmenbedingungen, unter denen sie gedeihen und gesunden können. Sie sind Familienmenschen, auch dann, wenn sie keine haben oder gerade ihre Ruhe vor ihr wollen. Sie brauchen Kontext, Halt und Gemeinschaft. Damit ist die Bezugsgruppe für die Kinderkrankenpflege eine viel größere – und die Fähigkeiten im Umgang mit Patienten und ihren Familien beziehen sich auf alle Altersklassen und Lebenssituationen. Diese Vielfalt des Berufs in seinen Interaktionszusammenhängen soll der aktuelle CNE Schwerpunkt Familienintegration abbilden.

Wenn ein Beruf sich weiterentwickelt, tun sich neue Entwicklungsfelder auf, wie die der Förderung der Adhärenz oder des sicheren Umgangs mit verschiedensten Eltern in unterschiedlichsten Lebenssituationen und mit vielfältigen Erwartungen. Ich lade Sie ein, die Vielfalt der Kinderkrankenpflege immer wieder neu zu entdecken, und damit auch die Potenziale, die darin liegen, dass Pflege und Familie sich als Team empfinden und gemeinsam ein Stück des Weges gehen. Lassen Sie uns gemeinsam Integration als Chance betrachten, den anderen zu verstehen und anzunehmen, und Wege finden, die sich ergänzen und wechselseitig fördern.

Ihre

Katrin S. Rohde