DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2017; 15(03): 6-12
DOI: 10.1055/s-0043-106058
Spektrum
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wirkungen der Osteopathie im psychischen Bereich – eine systematische Literaturübersicht

Annegret Perstling
,
Jan Porthun
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Publikationsdatum:
29. Juni 2017 (online)

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Hintergrund Weltweit leiden laut WHO (2012) mehr als 350 Millionen Menschen an Depressionen. Aus biologischer Sicht scheinen bestimmte Körpersysteme an der Entstehung der depressiven Erkrankung beteiligt zu sein. Diese sind das Stresssystem mit Hyperaktivität des autonomen Nervensystems (ANS) und der Hypophysen-Hypothalamus-Nebennierenachse (HPA-Achse), das Immunsystem mit erhöhter Zytokinkonzentration und das Neurotransmittersystem mit Dysbalance bestimmter Neurotransmitter.

Zielsetzung Darstellung der Wirkung von osteopathischen Interventionen (OMT [osteopathic manual treatment]) auf jene Körpersysteme, die maßgeblich an der Entstehung der depressiven Erkrankung beteiligt sind.

Methode Qualitative Analyse, anhand der Downs-und-Black-Skala, im Rahmen von 3 unabhängigen systematischen Literatursuchen. Gesucht wurde in den Datenbanken PubMed, MEDLINE, Cochrane und EMBASE für den Zeitraum 1995 – 2015.

Ergebnis

  • Stresssystem: Von 11 Studien befassen sich 8 mit dem ANS. Davon bestätigen 6 signifikant dämpfende Wirkungen der OMT auf das sympathische Nervensystem, 3 davon weisen auf eine zusätzliche Aktivierung des parasympathischen Nervensystems sowie auf eine verbesserte sympathovagale Balance hin. Die Wirkung von OMT auf die HPA-Achse konnte durch die verbleibenden 3 Studien nicht bestätigt werden.

  • Immunsystem: 5 von 10 Studien bestätigen eine signifikant positive Wirkung der OMT auf bestimmte immunspezifische Werte.

  • Neurotransmittersystem: Alle signifikanten Ergebnisse bestätigen die Wirkung der OMT auf die Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin.

Schlussfolgerung Osteopathische Behandlungen zeigen eine signifikant positive Wirkung auf 3 der bei Depressionen betroffenen Körpersysteme und könnten sich somit als unterstützende Maßnahme zur Behandlung von Depressionen eignen. Dies müsste im Rahmen zahlreicher Folgestudien mit depressiven Patienten untersucht werden.