retten! 2017; 6(03): 173
DOI: 10.1055/s-0043-106291
Editorial
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Kindernotfälle – Eine besondere Herausforderung im Rettungsdienst

Wolfgang von Meißner
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Publication Date:
06 July 2017 (online)

Kindernotfälle – Eine besondere Herausforderung im Rettungsdienst

Auch erfahrene Retter geben an, dass nach vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten im Rettungsdienst das Einsatzstichwort „Kindernotfall“ ein gewisses Unbehagen auslöst. Oft handelt es sich zwar um „Routineeinsätze“ wie kindliche Fieberkrämpfe oder Atemwegsinfekte. In den meisten Fällen ist der Fieberkrampf auch schon vorbei, wenn der Rettungsdienst eintrifft. Derartige Einsätze können ohne besondere invasive Maßnahmen routiniert durchgeführt werden.

Warum stellen Einsätze bei Kindern dann eine besondere Herausforderung oder sogar eine Belastung dar? Auf der einen Seite gibt es die medizinisch-technischen Herausforderungen: Nur wer regelmäßig in der pädiatrischen Intensivmedizin oder Kinderanästhesie arbeitet, hat Erfahrung mit i. v.-Zugängen, Intubationen und Narkosen im Kindesalter. Auf der anderen Seite spielen die Eltern der erkrankten oder verletzten Kinder eine große Rolle für den Einsatzablauf. Die Eltern können therapeutisch förderlich oder extrem belastend sein. Kinder haben eine andere Psychologie als Erwachsene. Im Umgang mit Kindern ist es besonders wichtig, schnell Vertrauen aufzubauen und, wenn möglich, die Eltern geschickt mit in den Einsatzablauf und den Transport einzubeziehen. Ein weiterer Punkt ist die emotionale Belastung der beteiligten Rettungsdienstmitarbeiter. Dabei kann es auch eine Rolle spielen, ob die Rettungsdienstmitarbeiter selbst Kinder haben. Eigenes Erleben und Unsicherheit können schnell zu emotionalem Stress führen.

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Die anatomischen und physiologischen Besonderheiten verlangen oft ein anderes Vorgehen als bei erwachsenen Notfallpatienten. Für den Rettungsdienst besonders relevant sind die Unterschiede in der Wärmeregulation und in den Atemwegen. Aber auch die Medikamentendosierungen lassen sich in der Regel nicht linear von Erwachsenen auf Kinder übertragen.

Der Respekt und die Angst vor dem Kindernotfall dürfen aber nicht dazu führen, dass etablierte standardisierte Behandlungsstrategien aus dem rettungsdienstlichen Alltag bei Kindern nicht angewendet werden. Vielmehr müssen wir lernen, gerade bei den seltenen und kritischen Einsätzen im pädiatrischen Bereich standardisiert vorzugehen. Auch aus diesem Grund widmen wir den Schwerpunkt dieser Ausgabe den anatomischen und physiologischen Besonderheiten und der Analgesie und Anästhesie bei Kindern und Säuglingen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre unserer beiden Titelthemenbeiträge und möchte Sie ermutigen, einen der etablierten pädiatrischen Notfallmedizinkurse wie z. B. EPALS (European Pediatric Advanced Life Support), AHA PALS (Pediatric Advanced Life Support), EPC (Emergency Pediatric Care) oder den ITLS-Pediatric-Kurs in Ihren Fortbildungskalender für das laufende Jahr mit aufzunehmen.

Herzlichst Ihr

Wolfgang von Meißner

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Wolfgang von Meißner