Pneumologie 2017; 71(08): 508-513
DOI: 10.1055/s-0043-106349
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Leitlinien in der Praxis: Die neue S3-Leitlinie „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“ – Kapitel „Schlafbezogene Atmungsstörungen“

Guidelines in Practice: The New S3 Guideline „Sleeping Disorders – Sleep-Related Abnormal Breathing”
M. Gerlach
Medizinische Klinik, Agaplesion Bethesda Krankenhaus Wuppertal
,
B. Sanner
Medizinische Klinik, Agaplesion Bethesda Krankenhaus Wuppertal
› Author Affiliations
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Publication History

eingereicht27 February 2017

akzeptiert nach Revision16 March 2017

Publication Date:
30 May 2017 (online)

Zusammenfassung

Zu den schlafbezogenen Atmungsstörungen zählen die zentrale Schlafapnoe (ZSA), die obstruktive Schlafapnoe (OSA) und die schlafbezogene Hypoventilation bzw. Hypoxämie. Sie sind häufig und von zunehmender klinischer Relevanz. Das Kapitel zu dieser Krankheitsgruppe aus der S3-Leitlinie „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“ der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin wurde am 29. November 2016 aktualisiert und bietet Neuerungen zu Epidemiologie, Diagnostik, Therapie und Systematik. Zur Epidemiologie wird die deutlich erhöhte Mortalität schwangerer Frauen mit OSA herausgestellt. In der Diagnostik der OSA wird betont, dass die Polygrafie unter bestimmten Voraussetzungen ausreichen kann. Änderungen der diagnostischen Empfehlungen zur ZSA erlauben nun die Diagnosestellung auch bei geringer Apnoerate unter der Voraussetzung einer typischen klinischen Situation. Entscheidende therapeutische Unterschiede haben sich bei der ZSA mit Herzinsuffizienz ergeben. Ferner wird differenziert zwischen schlafbezogener Hypoventilation und schlafbezogener Hypoxämie. Das Obesitas-Hypoventilations-Syndrom wird insgesamt breiter besprochen. Der vorliegende Artikel fasst die Änderungen zusammen und kommentiert sie.

Abstract

Sleep related breathing disorders include central sleep apnea (CSA), obstructive sleep apnea (OSA), sleep-related hypoventilation, and sleep-related hypoxia. These disorders are frequent and growing in clinical relevance. The related chapter of the S3 guideline “Non-restorative sleep/Sleep disorders”, published by the German Sleep Society (DGSM), has recently been updated in November 2016. Epidemiology, diagnostics, therapeutic procedures, and classification of sleep related disorders have been revised. Concerning epidemiology, a considerably higher mortality rate among pregnant women with OSA has been emphasized. With regards to diagnostics, the authors point out that respiratory polygraphy may be sufficient in diagnosing OSA, if a typical clinical condition is given. For CSA, recommendations were changed to diagnose CSA with low apnea rates present. Significant changes for treating CSA in patients with left ventricular dysfunction have been introduced. In addition, there is now to be differentiated between sleep-related hypoventilation and sleep-related hypoxaemia. Obesity hypoventilation syndrome is discussed in more detail. This article sums up and comments on the published changes.

Fazit

Die Neufassung des Kapitels „Schlafbezogene Atmungsstörungen“ der Leitlinie „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“ ist eine notwendig gewordene Aktualisierung. Die diagnostischen Empfehlungen zur ZSA erlauben gemäß der ICSD-3 nun die Diagnosestellung auch bei geringer Apnoerate unter der Voraussetzung einer typischen klinischen Situation. In der OSA-Diagnostik wird betont, dass die Polygrafie unter bestimmten Voraussetzungen ausreichen kann. Entscheidende therapeutische Unterschiede haben sich notwendigerweise bei der ZSA mit Herzinsuffizienz ergeben. Die bereits in der ICSD-3 vollzogene Differenzierung zwischen einer schlafbezogenen Hypoventilation und einer schlafbezogenen Hypoxämie wird übernommen. Das Obesitas-Hypoventilations-Syndrom findet entsprechend seiner klinischen Bedeutung breiteren Raum. Die Bemerkungen zur OSA bei Schwangeren und Demenzkranken verdeutlichen die Notwendigkeit nahzeitiger Interventionsstudien, um das schlafmedizinische Behandlungspotenzial dieser großen Patientengruppen einschätzen zu können.

 
  • Literatur

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